Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 154. Sitzung / Seite 30

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Sie wehren sich gegen jede Form der Auswahl an den Hochschulen und Universitäten. Sie wollen nicht das finnische Bildungssystem, Sie wollen nur eine Überschrift.

In Finnland ist die Frage, ob die Kinder Gratisschulbücher bekommen oder nicht, davon abhängig, ob es sich um eine reiche Gemeinde oder um eine ärmere Gemeinde handelt. – Bei uns ist das nicht der Fall! Bei uns erhalten alle Kinder selbstverständlich Gratisschulbücher. Sie wollen nicht das finnische System, Herr Dr. Gusenbauer!

Sie reden einer verschränkten Unterrichtsform, also einem verpflichtenden Unterricht am Nachmittag das Wort. – Da kennen Sie das finnische Bildungssystem nicht, Herr Dr. Gusenbauer! In Finnland ist die Nachmittagsbetreuung auf freiwilliger Basis, und die Eltern zahlen dafür 70 €, während sie bei uns 80 € zahlen. Sie stellen hier einen Popanz auf, den es in Wahrheit nicht gibt! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen – BZÖ.)

Ich möchte Sie auch davor warnen, dass Sie auf Grund der Ergebnisse der PISA-Studie jetzt der Meinung sind, man müsste das Bildungssystem jenes Landes übernehmen, das gerade an erster Stelle bei dieser speziellen Untersuchung liegt. Was machen Sie, wenn nach der nächsten Studie Taiwan oder Südkorea an der ersten Stelle ist? Ändern wir dann das Bildungssystem in diese Richtung? – Ist es nicht gescheiter, unser eigenes Bildungssystem weiterzuentwickeln? (Abg. Dr. Gusen­bauer: Also bleiben wir an 20. Stelle und tun gar nichts!?)

Ich sage Ihnen, Herr Dr. Gusenbauer, abschließend: Es ist das Ziel der Österreichi­schen Volkspartei, auf Basis gesicherter Ressourcen die Klassenschülerhöchstzahl in Richtung 25 zu bringen, und wir werden das gemeinsam mit den Vertragspartnern im Finanzausgleich auch zustande bringen. (Abg. Dr. Gusenbauer: Offenbarungseid!) Aber was wir nicht machen werden, ist ein simpler Wahlkampfgag, wie Sie ihn heute mit Ihrem Entschließungsantrag vorhaben, in dem Sie verlangen, diese Regelung nur für ein Jahr umzusetzen. (Abg. Dr. Gusenbauer: Offenbarungseid!) Sie wollen diese Regelung nur für ein Jahr umsetzen! Ich frage Sie: Wenn Sie das ab Herbst einführen wollen, warum bringen Sie nicht einen gesetzesändernden Antrag ein, sondern nur einen Entschließungsantrag, Herr Gusenbauer? (Abg. Dr. Gusenbauer: Offenbarungs­eid!)

Für Wahlkampfgeplänkel ist uns die Bildungspolitik zu wichtig. (Abg. Dr. Gusenbauer: Das sieht man an Ihnen!) Diese Form der Bildungspolitik wird es mit uns nicht geben! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen – BZÖ.)

9.28


Präsident Dr. Andreas Khol: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Broukal. Seine Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


9.28.48

Abgeordneter Josef Broukal (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Amon, topp, die Wette gilt! Wir haben noch einige Stunden Zeit. Wenn Sie bereit sind, mit uns noch einen Gesetzesantrag auszu­arbeiten, der die Klassenschülerhöchstzahl von 25 jetzt und auch in den kommenden Jahren sichert, sind wir dabei! Wir haben die Zeit. Machen Sie es! (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Aber das ist doch ein leeres Gerede, wie so vieles, was Sie hier zum Besten gegeben haben. (Beifall bei der SPÖ.)

Frau Bundesministerin, ich akzeptiere Ihre Statistik, wonach 90 Prozent der öster­reichischen Eltern mit der Arbeit der Lehrer und Lehrerinnen zufrieden sind. Ich sage Ihnen, ich bin auch mit der Arbeit der Lehrer meiner Kinder sehr zufrieden. Aber dann akzeptieren Sie auch umgekehrt jene Statistik, die jedes Monat veröffentlicht wird und


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