Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 158. Sitzung / Seite 61

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Parteivorsitzender Dr. Alfred Gusenbauer hat zu Jahresbeginn die Messlatte der Sozi­aldemokratie für eine erfolgreiche Präsidentschaft genannt. Ich zitiere:

„Gelingt es, die soziale Schieflage in der EU zu korrigieren, oder zumindest erkennbare Fortschritte zu machen? Gelingt es, wirksame Maßnahmen gegen eine Politik des Steuerdumpings in der EU zu ergreifen, um zu verhindern, dass die Finanzierung der Systeme sozialer Sicherheit untergraben wird? Gelingt es, Konsens darüber herzustel­len, dass es auch im Arbeitsleben faire europäische Standards geben muss? Das wür­de unter anderem bedeuten, dass die Bundesregierung von ihrer bisherigen Position zur Dienstleistungsrichtlinie abrückt und anstatt des Herkunftslandprinzips das Bestim­mungslandprinzip prägen soll. Gelingt es, einen Pakt zur Absicherung der Leistungen der Daseinsvorsorge zu schließen? Gelingt es, durch entsprechende Vereinbarungen in der EU den freien Hochschulzugang in Österreich abzusichern? Gelingt es, dem europäischen Verfassungsprojekt einen neuen Impuls zu geben und die Grundlagen für ein gesamteuropäisches Referendum zu schaffen?“ (Abg. Dr. Fekter: Es ist gelun­gen!)

Gusenbauer weiters: „Gelingt es, eine Mehrheit in der EU dafür herzustellen, dass die politische Konsolidierung der Europäischen Union Vorrang hat vor künftigen Erweite­rungen und, dass vor allem der österreichische Vorsitz eine exakte und nachvollzieh­bare Definition von dem durchführt, was man gemeinhin unter der ,Aufnahmefähigkeit’ der EU versteht? Gelingt es, eine Renaissance der Atomenergie in der EU zu verhin­dern und ein Umdenken in Richtung erneuerbare Energien und Energieeffizienz durch­zusetzen?“

Einiges von dem, meine Damen und Herren, wurde vom österreichischen EU-Vorsitz, wie erwähnt, angesprochen. Einige der Fragen wurden auch tatsächlich gelöst. Die großen Fortschritte, die wirklichen Durchbrüche blieben aus.

Aber das war leider zu erwarten: Eine Regierung, die im eigenen Land den neolibera­len Kurs einschlägt, wird ihm nicht auf europäischer Ebene gegensteuern. (Abg. Scheibner: Sagt das auch der Gusenbauer?) Da setzt der Kurswechsel für eine euro­päische Politik schon einen Kurswechsel im eigenen Land voraus. Aber dazu ist ja in Österreich im Herbst Gelegenheit. (Beifall bei der SPÖ. – Ironische Heiterkeit bei der ÖVP. – Abg. Neudeck: Der Anfang war ja gut!)

12.06


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Dr. Spindelegger zu Wort. Ebenfalls 10 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


12.06.37

Abgeordneter Dr. Michael Spindelegger (ÖVP): Sehr geschätzte Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Meine Damen und Herren der Bundesregie­rung! Wenn man jetzt die Rede des Kollegen Schieder, über weite Teile den „großen“ Parteivorsitzenden zitierend, noch einmal Revue passieren lässt, so erinnert man sich an das alte China, in dem die Reden des Mao Tse-tung, des Großen Vorsitzenden zi­tiert wurden. (Heiterkeit bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, ich glaube, das ist nicht das, was wir anlässlich dieser EU-Präsidentschaftsdebatte tun wollen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen – BZÖ.)

Aber ich möchte doch anerkennend sagen – wir erwarten normalerweise von der Op­position Häme und Alles-schlecht-Machen –: Heute hat Kollege Schieder ja den Vorsitz gelobt. Darüber freue ich mich. Das zeigt eines, meine Damen und Herren: Wenn sogar die Opposition den Vorsitz Österreichs lobt, dann muss er wirklich ausgezeichnet


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