Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 158. Sitzung / Seite 129

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Präsidenten dieses Nationalrates, von Ihrem Parteikollegen, dem früheren Klubob­mann Khol bei einer Veranstaltung im zweisprachigen Zentrum in Tainach/Tinje in Süd­kärnten, wo Herr Präsident Khol klar und deutlich diesen Vorschlag einer Geschwindig­keitsüberschreitung als eine Möglichkeit gemacht hat, weil die Ortstafeln nämlich das Ortsgebiet kennzeichnen und die Geschwindigkeitsbeschränkung angeben; als eine Möglichkeit für die Minderheit, der nichts anderes mehr übrig bleibt, um ihre Rechte einzuklagen, um endlich zu ihrem Recht zu kommen.

Also stilisieren Sie nicht den Herrn Anwalt Vouk zum Gesetzesbrecher (Beifall bei den Grünen), sondern nehmen Sie das, was sogar Ihr früherer Klubobmann, der Herr Prä­sident dieses Nationalrates, einem österreichischen Staatsbürger geraten hat! Hören Sie auf, den Herrn Vouk als Gesetzesbrecher zu stilisieren! Wir sind dem Herrn Präsi­denten Khol dankbar, dass er das gesagt hat; damit hat er nämlich einiges ins Laufen gebracht, was sonst nicht passiert wäre. (Beifall bei den Grünen.) Also: Vielen Dank, Herr Präsident Khol, für diesen Vorschlag!

 


Präsident Dr. Andreas Khol: „Den Dank, Dame, begehr’ ich nicht!“

 


Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (fortsetzend): Ich habe Sie jetzt leider nicht ver­standen.

 


Präsident Dr. Andreas Khol: Ich habe Schiller zitiert. (Heiterkeit.)

 


Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (fortsetzend): Ich habe es akustisch nicht verstan­den. Gut.

Aber lassen Sie mich vielleicht die Diskussion noch einmal auf eine andere Ebene brin­gen, nämlich auf die Ebene dessen, was das im Leben von Menschen bedeutet, dieses Nichtvorhandensein von zweisprachigen Ortstafeln, und was das symbolisiert.

Terezija Stoisits hat schon gesagt – und auch andere –: Staatsvertrag von Wien, 1955. Viele von uns hier im Raum waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal auf der Welt. Das reicht länger zurück, als auch meine Lebenszeit ausmacht. Und wenn ich mich er­innere – erinnern kann ich mich natürlich nicht –, aber als ich auf die Welt kam, kam ich als Urenkelin von assimilierten Tschechen in Wien – väterlicherseits – auf die Welt. Ich habe es im Laufe meines Lebens ziemlich bedauert, dass ich nicht zweisprachig aufge­wachsen bin und dass ich mich mit slawischen Sprachen immer noch schwer tue.

Ich habe dann als Kind in Südkärnten in den sechziger Jahren erlebt, wie toll das war, dass die dort zwei Sprachen gesprochen haben, in der Kirche sogar am Faaker See! (Abg. Mag. Trunk: Fast nur in der Kirche!) Es gab sogar einige zweisprachige Ortsta­feln. Ich war ja ganz baff, ich habe mir gedacht: toll! Ich habe es zwar nicht verstanden, aber es hat mich interessiert, dass dort die Menschen zweisprachig sind.

Später, nach dem Ortstafelsturm, habe ich gemeinsam mit einer Organisation für Ju­gendliche aus anderen Teilen Österreichs organisiert, dass sie nach Südkärnten fah­ren, nach Šmihel nad Pliberkom, St. Michael ob Bleiburg, und dort kennen lernen, was es heißt, in slowenischen Familien zu leben – sehr katholischen im Übrigen, von we­gen Kommunisten: weit entfernt davon!, sehr katholisch, brav, Bauern, Bäuerinnen –, und sie haben dort auch erlebt, was es heißt, Assimilationsdruck zu erleben: Dass sie sich nicht trauen, Slowenisch zu sprechen in der Öffentlichkeit; dass ihnen am Bahn­schalter gesagt wird: Deutsch musst du reden, sonst bist du keine richtige Kärntnerin!

Solche Dinge stehen auch als Erfahrung dahinter, und ich sage: Es ist notwendig, dass auch auf Ortstafeln diese zwei Sprachen draufstehen. Was stört Sie denn daran?

In Südtirol – da wende ich mich wieder vorrangig an den Herrn Präsidenten dieses Na­tionalrates und auch an alle anderen – gibt es sogar dreisprachige Ortstafeln, sogar Ladinisch steht drauf. Alle sind froh drüber und empfinden das als Reichtum dieser Ge-


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite