Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll6. Sitzung / Seite 61

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nicht Privileg einer Minderheit sein, und wir dürfen uns mit diesen Zahlen, mit diesen Jubelmeldungen jedenfalls nicht zufrieden geben.

Es ist auch völlig abstrus, wenn in Diskussionen immer wieder argumentiert wird, breite Bildung und offener Zugang sei ein Widerspruch zur Exzellenz. Das ist schlichtweg falsch! Ich kann Ihnen hier Kronzeugen nenne, die völlig unverdächtig sind. Die In­dustriellenvereinigung – und mit der habe ich nicht nur während des Wahlkampfs Ge­spräche geführt –, sogar der katholische Kartellverband, Professor Tichy als anerkann­ter Finanz- und Wirtschaftsfachmann der Akademie der Wissenschaften, sind den ÖVP-Bildungsmodellen, was Schule und auch Uni betrifft, um Meilen voraus, um Mei­len voraus und uns in vielen Dingen näher als der ÖVP. Das sollte zu denken geben.

Auch was die UNESCO sagt, was die OECD sagt, was PISA sagt, was die Arbeiter­kammer sagt, sind ganz rationale Analysen eines Ist-Zustandes, der uns nicht erlaubt, wie es die Bundesregierung macht, das Weihrauchfass zu schwingen, und zwar so wie ein Hammerwerfer. Da fliegt nämlich nur das Fass, aber die Person, der Mensch dreht sich im Kreis. Das kann es nicht sein!

Es darf auch nicht sein, dass an der Universität durch Studiengebühren die Selektion und die zu starke Differenzierung von bildungsfernen und einkommensschwächeren Schichten und deren Kindern lückenlos fortgeführt oder noch sozusagen etwas darauf­gedoppelt wird. Die Kennzahlen des Bildungssystems sagen: Wir bräuchten mehr Studierende und nicht weniger. Dass diese gut ausgebildet werden müssen, das ist keine Frage. Man darf auch über Studienplatzbewirtschaftung reden, aber wenn man zu dem Schluss kommt, dass wir die nicht qualitativ gut betreuen können, heißt das nicht, dass man sich demütig verneigt und sagt: So ist es! Man muss etwas tun, damit mehr den Zugang bekommen.

Was signalisieren wir aber jungen Menschen? – Bildung muss bezahlt werden. Bildung muss ich mir kaufen. Dann kommt die Frage: Kann ich mir das leisten? Und wenn man die Gebühren runterdividiert – Was kostet das pro Tag? –, und es sind dann nur mehr drei Stollwerck oder eine Breze, so sind das einfach lächerliche, zynische Rechnun­gen. Wenn man sich das Durchschnittseinkommen österreichischer Haushalte an­schaut, ist das ein Betrag, der viele trifft und der durch Studienbeihilfen nicht aufgefan­gen wird. (Beifall bei den Grünen.)

Wir vermitteln den Studierenden Bildung sozusagen als eine Art Ware, und das ist eine Verkürzung des Bildungsbegriffes. Wir vermitteln ihnen, sie werden nicht gewünscht. Wir vermitteln ihnen, unsere Universitäten sterben im Chaos, wenn man mehr zulässt. (Abg. Mag. Donnerbauer: Sie tun das!)

Na was vermittle ich? – Etwas anderes, jedenfalls das Gegenteil. Wenn Sie das nicht verstehen, sitzen Sie sogar im falschen Raum, wie ich meine, und sind vom Bildungs­begriff aber auch weit entfernt. (Beifall bei den Grünen.)

Wir möchten Zuversicht vermitteln, sollten Sie diesen Begriff kennen, wir möchten Per­spektiven vermitteln, sollten Sie diesen Begriff kennen. Junge Leute brauchen das. Aber da ich keine Perspektive mehr habe – das zeigt nur das rote Licht, aber nicht die Zukunft –, beendige ich das und hoffe auf Einsicht, Entideologisierung und vernünftige Gespräche. (Beifall bei den Grünen.)

13.01


Präsident Dr. Michael Spindelegger: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Broukal. Er hat sich eine Redezeit von 5 Minuten gewünscht. – Bitte, Herr Abgeordneter.

 


13.01.06

Abgeordneter Josef Broukal (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Wir Sozialdemokraten begrüßen den Antrag der Grünen auf Ab-


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