Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll20. Sitzung, 24. April 2007 / Seite 189

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Jährlich werden an der Ostküste Kanadas 270 000 Tiere erlegt. Bedingt dadurch, dass die Robbenjäger heuer im Packeis eingeschlossen waren, wird man zum Glück nicht auf diese hohe Zahl an getöteten Tiere kommen. Aber die Bilder sind uns bekannt, nämlich dass Robbenkadaver auf weißem Eis liegen, dass dort Blutlachen zu sehen sind und dass Männer mit Knüppeln auf treuherzig blickende Robbenbabys einschla­gen und diese töten. Viele Tiere leben noch beim Abziehen der Felle. 98 Prozent der erlegten Robben sind zwischen zwei Wochen und drei Monaten alt.

All diese brutalen Fakten sind auch in verschiedenen tierärztlichen Berichten niederge­schrieben, wo man zum Schluss kommt, dass die kommerzielle Robbenjagd in Kanada erhebliches und untragbares Leid zur Folge hat.

Ein zweiter Aspekt ist zurzeit auch sehr aktuell, nämlich dass auf Grund des Klimawan­dels die Robbenbabys nicht das notwendige Packeis haben, wodurch auch, da sie nach der Geburt nicht schwimmen können, Tausende zu Tode kommen.

Wir setzen mit dem heutigen Beschluss, denke ich, einen weiteren Schritt und eine weitere Maßnahme, die dazu beiträgt, die Vorreiterrolle Österreichs im Tierschutz ins­gesamt zu festigen. Österreich hat durch das Bundestierschutzgesetz, das mit 1. Jän­ner 2005 in Kraft getreten ist, dem Tierschutz klar den Vorrang gegeben. Es ist aber auch notwendig, dass trotz des noch so strengen Tierschutzes ein Miteinander und ein Nebeneinander zwischen Mensch und Tier möglich sind. Das gilt vor allem auch im Zusammenhang mit den Einwohnern, mit den Inuit, die ja auch von der Robbenjagd leben.

Ich freue mich, dass alle Parteien im Hohen Haus diesem heutigen Antrag zustimmen und dass wir mit diesem Antrag beziehungsweise mit dieser Beschlussfassung wieder eine weitere Vorreiterrolle in Europa zum Wohl der Tiere einnehmen und sozusagen beschließen werden. – Danke. (Beifall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)

18.30


Präsident Dr. Michael Spindelegger: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Steier. 3 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte, Herr Abgeordneter.


18.30.32

Abgeordneter Gerhard Steier (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Frau Staatssekretärin! Meine geschätzten Damen und Herren! Die Grundsatzentscheidung zwischen Unterstützung modischer Eitelkeiten einiger weniger versus blutiges Tierleid sollte doch eigentlich recht leicht fallen. Wir sind uns Gott sei Dank einig geworden. Daher setzen wir heute eine Entschließung um, wodurch der Handel mit Robbenpro­dukten in Österreich unterbunden werden soll. Damit liegen wir auch international im Trend. Deutschland, Luxemburg, Belgien, Frankreich und England haben ähnliche Ini­tiativen gesetzt.

Meine geschätzten Damen und Herren! Bilder und Berichte über die grausame kom­merzielle Robbenjagd sorgen seit Jahren für Empörung. Gejagt werden vor allem Jungtiere, und die Jagdpraxis ist nach wie vor barbarisch. Bilder von erschlagenen Robben, Bilder von Jungrobben, denen das Fell bei lebendigem Leib abgezogen wird, schockieren die Öffentlichkeit. Kommerzielle Robbenjagden finden aber unter diesen Bedingungen nicht nur in Kanada, sondern auch in Norwegen, Nordrussland und in Namibia statt.

Meine geschätzten Damen und Herren, sieht man von der traditionellen und auch er­laubten Jagd der Inuit ab, ist die kommerzielle Robbenjagd durch nichts zu begründen. Sie ist überflüssig. Es besteht kein zwingendes Interesse an Robbenprodukten, weder an Fleisch noch an Fellen. Es ist daher auch kein vernünftiger Grund vorhanden, jähr-


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