Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll35. Sitzung / Seite 276

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einkommen, da wir wissen, dass beispielsweise im Tourismus oder in der Bauwirt­schaft sehr viele Menschen einige Monate im Jahr nicht im Arbeitsprozess stehen.

Das wäre eine Anregung von unserer Seite. Ansonsten danken wir Ihnen für die Zur­verfügungstellung dieser Daten. (Beifall beim BZÖ.)

21.49


Präsidentin Dr. Eva Glawischnig-Piesczek: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Krist. 2 Minuten. – Bitte.

 


21.50.01

Abgeordneter Hermann Krist (SPÖ): Geschätzte Frau Präsidentin! Frau Staatsse­kretärin! Herr Präsident des Rechnungshofes! Hohes Haus! Man kann die vorliegenden Zahlen des Einkommensberichtes drehen und wenden, wie man will, die Situation der Frauen in der Arbeitswelt und hier speziell bei den Einkommen hat sich, wenn über­haupt, nur geringfügig verbessert. Das ist bei den Unselbständigen so und bei den Selbständigen nicht viel anders. Branchenunterschiedlich klaffen die Einkommen von Frauen und Männern weit auseinander. Frauen verdienen im Durchschnitt gerade ein­mal 60 Prozent des mittleren Männereinkommens, Vollzeit beschäftigte Frauen gerade einmal 78 Prozent des mittleren Männereinkommens. Das ist eine Fehlentwicklung, die korrigiert werden muss, und hier hat die Politik besonderen Handlungsbedarf und auch einen klaren Auftrag.

Niemand, meine Damen und Herren, geht aus Jux und Tollerei arbeiten, jede Frau, je­der Mann verdient sich eine faire und gerechte Entlohnung für die erbrachte Leistung. Es bedarf einer fairen und gerechten Art und Weise, wie Arbeitsplatzangebote den Menschen gemacht werden, genauso wie der Einhaltung der Rechte und Pflichten auf beiden Seiten, von Arbeitnehmer wie Arbeitgeber.

Dazu eine kleine aktuelle Story: Ein Mädchen sucht mit Hilfe des Arbeitsmarktservice nach einer sehr erfolgreichen Ablegung der Lehrabschlussprüfung eine neue Heraus­forderung, sprich: einen neuen Job. Sie absolviert einen Vorstellungsmarathon, macht unbezahlte Schnuppertage, bekommt jede Menge Teilzeitjobangebote, zum Beispiel Donnerstag halbtags, Freitag ganztags und jeden dritten Sonntag, in Summe eine 20-Stunden-Woche, natürlich nur den blanken Kollektivvertrag. – Das ist eine „tolle“ Pers­pektive, die man da jungen Menschen nach der Berufsausbildung bietet, ganz zu schweigen davon, wenn man einen eigenen Haushalt, eine eigene Familie gründen oder ein selbständiges Leben führen möchte.

Von einer Arbeitgeberin bekommt sie allerdings das Angebot einer 40-Stunden-Woche, wunderbar, allerdings mit dem Zusatz: erst nach sechs bis acht Wochen geringfügiger Beschäftigung. Kann ja kein Problem sein, sie bezieht ja noch Arbeitslosengeld und hat nebenbei die geringfügige Beschäftigung. Das soll sie aber niemand sagen, weil das braucht ja niemand zu wissen. Die rechtlichen Details brauche ich, glaube ich, in dem Gremium nicht erläutern. Ich finde, es ist eine unglaubliche Frechheit, was sich diese Dienstgeberin da erlaubt: Wer den 40-Stunden-Job haben will, muss in den sauren Apfel beißen, und wenn kein Vollzeitjob herausschaut, dann hat man halt Pech gehabt und auch keinen Anspruch mehr auf Arbeitslosengeld.

Meine Damen und Herren, das sind nur einige wenige Gründe für die schlechte Ein­kommenssituation im Besonderen von Frauen in speziellen Branchen. Es scheitert auch an qualitativ hochwertigen Kinderbetreuungsplätzen; verpflichtende Betriebskin­dergärten wären eine Möglichkeit.

Viel Arbeit für die Politik, viel Arbeit für die Sozialpartner, jedenfalls viele Chancen für alle Seiten, gute und lebensnahe Frauenpolitik zu machen. Mit unserer Bundesministe­rin Doris Bures sind wir auf einem guten Weg. (Beifall bei der SPÖ.)

21.52

 


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