Nationalrat, XXIII.GPStenographisches Protokoll51. Sitzung / Seite 37

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Wenn Sie das in allen Arbeitsfeldern zum Prinzip erheben würden, dass Frauen das machen, was sie besser können, dann, meine Herren, müssten Sie serienweise Ihre Sessel räumen für Frauen – Herr Minister, womöglich auch Sie! (Beifall bei den Grü­nen. – Ruf bei der SPÖ: Den würden Sie auch noch gerne wollen!)

Mein zweiter Wunsch ist, weil das alles nicht nur Privatsache ist, auch eine andere Po­litik. Wenn sich jemand privat dafür entscheidet, als Mammutjäger und Gänseblümchen zusammenzuleben – okay, sei’s drum, private Entscheidung. Aber der Skandal ist doch, dass unsere Politik, unsere Regierung so tut, als wäre das Lebensmodell „Mam­mutjäger und Gänseblümchen“ aktuell. Im Steuersystem ist genau das der Fall: Man geht davon aus, der Mann bringt das Geld heim – das Mammut, das er gerade erlegt hat –, und die Frau darf halt ein bisschen dazuverdienen.

Auf dem Arbeitsmarkt genau dasselbe: Wo sind denn die Bemühungen der letzten Re­gierung gewesen, auf dem Arbeitsmarkt Frauen zum Vorteil zu verhelfen? – Im Gegen­teil: Mit dem Kinderbetreuungsgeld und Ihrer Arbeitsmarktpolitik haben Sie die Frauen wieder zum Gänseblümchenteekochen heimgeschickt. (Abg. Scheibner: Im grünen Klub muss es zugehen!)

Wo sind die Frauenkarrieren – wo man offensichtlich noch immer annimmt, dass es Männersache ist, Karriere zu machen: in der Wissenschaft, in der Wirtschaft, in den Unternehmen, wo Österreich sich abkoppelt vom internationalen Trend und die Qualifi­kationen der Frauen nicht ausnützt?

Drittens: Ich wünsche mir, dass alles ganz schnell geht. – Dies ist also mein Wunsch Nummer drei. Es war echt „lieb“, dass sich die ÖVP-Frauen am Frauentag gewünscht haben, die Gleichbehandlung bis zum Jahr 2020 umzusetzen. Jene Regierung, die sechs Jahre lang an der Macht war und alles getan hat, damit Gleichbehandlung ja nicht kommt, wünscht sich jetzt, dass in 13 Jahren das große Wunder passiert, das sie 30, 40, 50 Jahre lang aktiv zu verhindern versucht hat. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Gerade Sie, Frau Abgeordnete Rauch-Kallat von der ÖVP, hätten als Frauenministerin die Chance dazu gehabt, nur war Ihnen die wenigste Zeit bewusst, dass Sie überhaupt Frauenministerin sind! (Beifall bei den Grünen.)

Daher sage ich: Her mit Frauenquoten! Hier im Haus schaut ja alles sehr männlich do­miniert aus – vor allem, wenn alle da wären. Her mit Frauenquoten im Parlament, aber auch in der Wirtschaft, in den Aufsichtsräten! Warum sollen die gut qualifizierten Frau­en in Österreich nicht in Aufsichtsräten sitzen? – Es ist klar, dass die Männer die Machtpositionen nicht nur freiwillig hergeben. Wir können ja ein bisschen sanften Druck auf sie machen. – Und der ökonomischen Logik würde es sowieso entsprechen. In Norwegen war es ein konservativer Minister, der die Frauenquote in Aufsichtsräten eingeführt hat, weil es für die Unternehmen besser ist.

Sie behindern nicht nur die Frauen, Sie behindern auch die Unternehmen. Daher brin­gen wir Grünen den Vorschlag einer Gleichbehandlungsbilanz für Betriebe, damit man schwarz auf weiß nachschauen kann: Ist das ein Unternehmen, wo Frauen und Män­ner tatsächlich gleich gut verdienen, gleiche Chancen haben, oder ist es ein alter Mam­mutjägerbetrieb? (Beifall bei den Grünen.)

9.40


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Dr. Be­lakowitsch-Jenewein zu Wort. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


9.40.23

Abgeordnete Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ): Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Frau Frauenministerin! Sehr geehrter Herr Frauenminister! Sehr geehrte Kolle­ginnen von der SPÖ, während die Menschen draußen nicht wissen, ob es zu einer


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