Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll17. Sitzung / Seite 188

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Ein Beispiel: Ein Österreicher arbeitet auf Tuvalu, einer kleinen Pazifik-Insel, die nur 9 000 Einwohner hat, die eine Sprache haben, die niemals verschriftlicht wurde. Dort hat das Fernsehen Einzug gehalten, allerdings hatten alle neuen Dinge, wie zum Beispiel Satellitenschüsseln, Fernsehgeräte und andere Dinge niemals eine Bezeich­nung in der Landessprache.

Die UNESCO, wir und Australien, wir alle finanzieren die Verschriftlichung dieser Sprache, wobei ein Österreicher auf dieser Grundlage neue Wörter für Dinge findet, die man bisher nur mit englischen Ausdrücken benannt hat. So leitet er das neue Wort für „Satellitenschüssel“ vom Wort für „Schüssel“ in der Landessprache ab. So kann die alte Sprache auch weiterhin unterrichtet werden. Ich glaube, dass dieser Beitrag, den die UNESCO – und damit auch wir – dazu leistet, ein ganz wichtiger ist, weil Menschen überall auf der Welt nur dann andere Kulturen verstehen können, wenn sie ihre eigenen Wurzeln kennen.

In diesem Sinne – Herr Dr. Van der Bellen, wir haben ja noch Zeitzeugen wie Sie (Heiterkeit bei den Grünen) – hoffen wir, dass wir rechtzeitig dran sind, anderen zu helfen, nämlich dort, wo es diese Zeitzeugen fast nicht mehr gibt! – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

18.14


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Ing. Kapeller. – Bitte.

 


18.14.54

Abgeordneter Ing. Norbert Kapeller (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Natürlich ist diesen beiden Abkommen, nämlich jenem mit der Tschechischen Republik und jenem über den Erhalt des immateriellen Kulturerbes zuzustimmen, darüber sind wir uns in diesem Hohen Haus einig.

Ich möchte Ihnen an dieser Stelle eine gemeinsame Initiative mit den Vertriebenen­sprechern von SPÖ, BZÖ und FPÖ ankündigen, mit der auf europäischer Ebene ein ähnliches Programm stattfinden soll, nämlich ein EU-Programm zur Kulturpflege euro­päischer Minderheiten, die im 20. Jahrhundert Umsiedlung, Vertreibung und Genozid erleiden mussten. (Beifall der Abgeordneten Kitzmüller und Mag. Unterreiner.)

Es geht dabei nicht nur um die 15 Millionen vertriebenen deutschsprachigen Deut­schen östlich der Oder-Neiße-Grenze oder aus dem Donauraum, sondern es geht um das gesamte 20. Jahrhundert, das als Jahrhundert der Vertreibung in die Geschichte eingegangen ist.

Es begann 1923 mit dem Vertrag von Lausanne, mit dem Bevölkerungstransfer der Türken und der Griechen, erstreckte sich über die Ereignisse im Zweiten Weltkrieg, als die Polen zu leiden hatten, die Tschechen zu leiden hatten, als die Option der Südtiroler stand  Am Ende des Zweiten Weltkrieges fand die Vertreibung von Mil­lionen Deutschstämmiger statt, und später, während des Jugoslawien-Krieges, gab es wieder Vertreibungen.

Ich denke, es wäre eine gute Initiative aus diesem Hohen Haus heraus, ein solches EU-Programm zu forcieren, um etwas für den Erhalt dieses immateriellen Kulturgutes zu tun, welches in diesen Vertreibungsgebieten noch da ist, heute von verschiedenen Nationen verwaltet wird und damit eine europäische Dimension hat. Dieses Kulturgut muss erhalten werden!

Ich werde beizeiten mit meinen Kolleginnen und Kollegen auf Sie zukommen und bitte Sie dann um eine ebenso breite Zustimmung wie heute. (Beifall bei ÖVP, BZÖ und FPÖ.)

18.16

 


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