Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll26. Sitzung, 16. Juni 2009 / Seite 108

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Das heißt, wir haben hier ein massives Problem. Durch das gewaltige Übergewicht, das manche Kinder schon sehr früh haben, kommt der Altersdiabetes eben schon im Kindes- und Jugendalter vor, und das ist eine Entwicklung, die uns wirklich massiv zu denken geben sollte.

Wie weit wir schon sind, sieht man an einem Fall aus Niederösterreich. Ich war bei einer Mutter, die zwei Kinder im Alter von zwei und vier Jahren hat. Ich war relativ lang bei ihr und habe auch gesehen, was sie ihren Kindern so zu essen gibt – von Junkfood über Süßigkeiten bis zu allem Möglichen. Ich habe sie darauf angesprochen und ge­fragt, ob sie nicht glaubt, dass diese Ernährung letztlich große Probleme bei der Ge­sundheit ihrer Kinder verursachen wird.

Was glauben Sie, was sie gesagt hat? – Sie hat gesagt: Bei meinen Kindern gibt es da kein Problem, denn ich gebe ihnen mindestens einmal am Tag einen Fruchtzwerg. – Das muss man sich einmal vorstellen. Das heißt, die Unwissenheit ist da extrem weit fortgeschritten. Ich glaube nicht, dass viele Eltern ihre Kinder fehlernähren, weil sie das aus böser Absicht tun. Es ist oft die Unwissenheit, es ist der Zeitmangel, es ist auch die soziale Komponente, die hier hereinspielt.

Das heißt, wir müssen hier so wie andere Länder, wie Dänemark, Portugal, Malta – so­gar Malta hat hier bessere Maßnahmen als wir in Österreich –, etwas tun. Wir gehen dieses Problem in Wahrheit gar nicht an. Wenn wir so weitermachen, dann werden wir in 30 Jahren über 1 Million Österreicher haben, die an Altersdiabetes leiden, mit all den negativen Folgen.

Laut einer Untersuchung wird es sogar so sein, dass manche einen Altersdiabetes ent­wickeln, noch bevor sie die Ausbildung überhaupt hinter sich haben, und dann schon dementsprechend arbeitsunfähig sind. Das muss man sich einmal vorstellen.

Es ist daher höchst an der Zeit, Herr Gesundheitsminister – jetzt muss ich Sie anspre­chen –, Maßnahmen zu ergreifen. Ständig hören wir dieses „Blablagewäsch“: Wir ma­chen ohnehin etwas, wir machen Prävention, Aufklärung!, aber es wird kein Geld in die Hand genommen, es wird nichts Substanzielles bewegt. Das ist ein Problem, das wir jetzt sofort massiv angehen müssen, sonst verspielen wir unsere Zukunft.

Deswegen sage ich Ihnen, Herr Minister: Gehen Sie an die Arbeit! (Beifall beim BZÖ.)

14.06


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Dr. Grüne­wald zu Wort. Eingestellte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.


14.06.46

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Die Frage: Einmal am Tag einen Fruchtzwerg oder einmal im Jahr eine Leistungsinforma­tion?, wäre eine Evaluierung wert – was ist besser, was bringt mehr?

Man hört immer, die Kosteninformation macht der Patientin, dem Patienten bewusst, welche Segnungen des Staates, der Kassen sie bekommen. Das ist die Frage. Wenn man das einmal im Jahr bekommt – ich erlebe das ja selbst bei mir –, und man muss dann rückverfolgen, was vor zehn Monaten war, so ist das gar nicht so einfach. Die Erwartungen gehen vermutlich ins Leere.

Weiters wäre kritisch anzumerken, dass die Patientin und der Patient relativ wenig Ein­fluss darauf haben, was die Leistungserbringer ihr oder ihm empfehlen und was dann an Kosten anfällt. Sie haben den Einfluss, dass sie entscheiden können, ob sie zum Arzt gehen oder nicht, das ja. Aber wollen wir, dass sie, wenn sie höhere Ausgaben


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