Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll27. Sitzung / Seite 173

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Meine Damen und Herren, es ist unbestritten, wie wichtig und wertvoll der Kindergarten für die soziale und kulturelle Entwicklung der Kinder ist. Daher ist es auch sehr positiv, dass er gratis sein soll.

Andererseits, meine Damen und Herren, erfolgt bei uns in Österreich die Ausbildung der Kindergartenpädagogen auf einem sehr hohen Niveau. Sie sind ausgesprochen gut ausgebildet und haben eine fundierte und wirklich hochwertige Ausbildung.

Dennoch hat sich herausgestellt, meine Damen und Herren, dass diese Pädagoginnen mit diesem neuen Auftrag, den sie haben werden, nämlich den Kindern die deutsche Sprache zu lehren, doch überfordert sind. Weil sie schlecht ausgebildet sind? Nein, ganz im Gegenteil! Aber ihre Ausbildung ging in eine andere Richtung. Sie wurden zu Kindergartenpädagogen ausgebildet – und diese Ausbildung zielt eben nicht auf den Bereich der Vermittlung der deutschen Sprache in einer Art Schule ab.

Für die Aufgabe, den Kindern die deutsche Sprache beizubringen, damit sie dem Schulunterricht folgen und den Schulalltag ganz normal bewältigen können (Zwischen­ruf der Abg. Silhavy), meine Damen und Herren, sind eben Volksschullehrer notwen­dig, die eine entsprechende Ausbildung bekommen haben und dafür entsprechend gut ausgebildet sind.

Aus einer Studie geht hervor, dass der Kindergarten allein nicht helfen kann, die sprachliche Kompetenz zu verbessern. Es wurde festgestellt, dass bei Kindern türki­scher Herkunft, die in den Kindergarten gehen, trotz alledem ein Förderbedarf von 80,2 Prozent besteht. Bei Kindern aus Ex-Jugoslawien besteht ein Förderbedarf von 50 bis 60 Prozent, bei Kindern mit deutscher Erstsprache liegt der Förderbedarf hinge­gen bei nur 10 Prozent.

Meine Damen und Herren, Sie sehen daher, dass es nicht das letzte Jahr des Kinder­gartens sein kann, in dem die deutsche Sprache vermittelt wird, sondern dass dazu eben eine Vorschule notwendig ist! (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, der Kindergarten ist nun einmal keine Bildungseinrichtung; das ist Aufgabe der Schule! (Zwischenruf der Abg. Silhavy.)

Zum Abschluss möchte ich noch erwähnen, dass im morgigen „Kurier“ ein Artikel er­scheinen wird, nämlich: „Fehlt das Kind, droht Geldstrafe“. Dabei geht es um die Kin­dergartenpflicht. Wie wenig diese Verpflichtung tatsächlich bringt, haben wir ja in eini­gen Studien schon gesehen, meine Damen und Herren. Die Verwirrung, die durch die­se Verpflichtung entsteht, sieht man anhand dieses Zeitungsartikels. Jeder weitere Kommentar dazu erübrigt sich! (Beifall bei der FPÖ.)

18.52


Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Entschließungsantrag steht mit in Ver­handlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kitzmüller und weiterer Abgeordneter betreffend den kostenlosen halbtägigen Kindergarten und die verpflichtende Vorschule für Kinder mit mangelnden Deutschkenntnissen

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt 4, Bericht des Famili­enausschusses über die Regierungsvorlage (205 d.B.): Vereinbarung gemäß Art. 15a B-VG über die Einführung der halbtägig kostenlosen und verpflichtenden frühen Förde­rung in institutionellen Kinderbetreuungseinrichtungen (210 d.B.), in der 27. Sitzung des Nationalrates am 17. Juni 2009

 


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