Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll31. Sitzung / Seite 91

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Pflegeversorgung, die wir uns für Österreich wünschen? – Ich und die Grünen sagen: Nein! Wir sagen: Raus aus der Pflege durch Angehörige, vor allem in dieser großen Zahl von 80 Prozent! Nicht, weil ich glaube, dass die Angehörigen schlechte Arbeit leisten oder schlecht pflegen, sondern weil ich, wie es mein Kollege Öllinger schon beschrieben hat, mehrfach mitbekommen habe, sei es im eigenen Umfeld, sei es in meiner Tätigkeit als Sozialarbeiterin, welchen großen Belastungen Menschen hier aus­gesetzt sind, Schwiegertöchter, Töchter, Enkeltöchter – und ich wähle hier bewusst die weibliche Form –, wenn sie ihre Eltern, Großeltern, Urgroßeltern pflegen.

Unbestritten ist natürlich, dass die meisten zu pflegenden Personen nicht in anderen Einrichtungen untergebracht werden wollen, sondern dass sie zu Hause und in ihrer gewohnten Umgebung bleiben wollen. Aber das kann nicht zu Lasten der Familien stattfinden, das kann nicht ohne Rahmenbedingungen stattfinden, die wir schaffen. Ich denke, dass eine Pflege zu Hause auch möglich sein muss, ohne dass die jeweiligen Angehörigen ihren Beruf aufgeben und ohne dass sie sich dieser schwierigen Belas­tung, vor allem auch, was die Beziehung zwischen ihnen und ihren Angehörigen betrifft, aussetzen müssen. (Beifall bei den Grünen.)

Wir brauchen daher kleinere Einheiten, kleinere Pflegeeinheiten, in denen gepflegt werden kann. Wir brauchen eine Förderung des adäquaten Umbaus von Woh­nungseinrichtungen, sodass die Personen zu Hause bleiben und dort gepflegt werden können. Und wir brauchen verschiedene Projekte, wie beispielsweise mehrere Men­schen, die in einer Wohneinheit, in einem Wohnblock wohnen, in dem sie gemeinsam einen Pflegedienst anstellen und sich diesen leisten können.

Die Regelungen, die wir heute beschließen, sind wichtige Regelungen für die der­zeitige Situation. Es gibt einfach 80 Prozent Pflege durch Angehörige, daher ist es wichtig, dass es hier pensionsrechtliche Vorkehrungen gibt. Aber ruhen Sie sich nicht darauf aus, Herr Minister, sondern gehen wir einen Schritt weiter und schaffen wir eben Möglichkeiten, dass Angehörige weitestgehend von der Pflegeverpflichtung ausgenom­men werden. Solange es die anderen Einrichtungen nicht gibt, werden sie davon nicht Gebrauch machen wollen.

Aber die Urlaubsbetten, die Sie heute in der Fragestunde schon angesprochen haben, werden sicher nicht ausreichend sein. Es braucht Qualifizierungsmöglichkeiten für die Angehörigen, und es braucht vor allem Supervision. Als jemand, der selbst aus einem Sozialberuf kommt, weiß ich, wie schwierig es ist, mit verschiedenen Situationen umzugehen, die Menschen betreffen, mit denen ich in meiner sozialen Tätigkeit nicht verwandt bin oder verwandt war. Umso schwieriger ist es für Angehörige, die sich in einer Beziehung befinden! Vor diesem Hintergrund braucht es dringend Rahmen­bedingungen, die für alle passen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

12.54


Präsident Fritz Neugebauer: Nun gelangt Frau Staatssekretärin Marek zu Wort. – Bitte.

 


12.54.41

Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend Christine Marek: Herr Präsident! Herr Minister Hundstorfer! Meine Damen und Herren! Wir reden heute über ein Thema und diskutieren über Maßnahmen in einem Bereich, der eine der ganz zentralen Herausforderungen für die Zukunft unserer Ge­sell­schaft ist. Es geht darum, dass die Menschen entsprechend würdevoll und respektvoll bei ihren Familien zu Hause gepflegt und betreut werden können. Das ist ja der Wunsch der meisten Menschen.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite