Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll57. Sitzung / Seite 278

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

im 8. Bezirk. Sie wissen alle, dass da eine wirklich großartige, umfangreiche Sammlung besteht, die die Geschichte unseres Landes, einschließlich der Zeit der Monarchie – al­so da sind auch die Kronländer eingeschlossen –, dokumentiert und wissenschaftlich bearbeitet – und damit auch eine einzige Quelle für unsere ureigenste österreichische Identität darstellt. Seit Jahren befindet sich das zukünftige Schicksal dieses Museums in einem Schwebezustand.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich finde es auch schade, dass man jetzt auf die Idee kommt und das als großartige Idee anpreist, dass man die beiden Museen, nämlich das Völkerkundemuseum und das Volkskundemuseum, zusammenschließen möchte. Das ist deswegen ein Paradoxon, denn die beiden Museen haben selbstver­ständlich ganz verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Allein die Namen drücken das schon aus: Das Völkerkundemuseum beschäftigt sich selbstverständlich mit den groß­artigen kulturellen Entwicklungen anderer Kulturen, anderer Völker – und das Volks­kundemuseum, auch da sagt es schon das Wort, kümmert sich natürlich um unsere ur­eigenste Volkskunst und ist damit ganz wichtig für unsere eigene Identität.

Deswegen sind wir der Meinung, dass diese Idee, das Zusammenlegen, ein Anschlag auf unsere ureigenste Identität ist. Hier soll ganz offensichtlich ein Schlachtschiff der Multikultigesellschaft entstehen. Die Grünen sagen ja auch – ich habe das auch schon im Ausschuss gesagt –, da soll ein Zentrum gegen Fremdenhass und gegen Rassis­mus entstehen. Da hört sich der Spaß nämlich wirklich auf, denn damit werden unsere Geschichte und unsere Identität verweht, ganz einfach weggewischt und werden in einem großen Schmelztiegel der Völker verschmolzen.

Das heißt, die Idee der Fusion ist eine beinharte Kampfansage der – so, wie ich Sie da sehe – Altachtundsechziger und der Altmarxisten. Die holen jetzt ihre verstaubten Ideo­logien heraus und wollen mit dem Vehikel Museum-neu eine Multikultigesellschaft ins­tallieren. Das hat gar nichts mit zukunftsträchtiger Kulturpolitik zu tun – Frau Ministerin, ich wende mich jetzt an Sie, dass Sie da noch einmal darüber nachdenken –, sondern das ist wirklich ein Anschlag auf unser ureigenstes Kulturerbe.

Ich glaube, das spürt jetzt jeder: Mit dieser Zusammenlegung möchte man das Volk von den eigenen Wurzeln kappen, und wir sind in der Hinsicht sehr empfindlich und werden uns immer wieder dagegen aussprechen. Anscheinend sind wir überhaupt die Einzigen hier im Haus, die die eigene Identität hochhalten. (Abg. Petzner: Wir auch vom BZÖ!) – Ich glaube, Sie sind da gar nicht so sehr viel anderer Meinung. Ich glau­be, Sie sollten sich nicht darüber lustig machen. Wir sind anscheinend wirklich die ein­zige Partei, die das tut, und unsere Maxime lautet – und ich werde das immer wieder­holen –: Die Bewahrung unserer Identität ist das Gewissensthema unserer Epoche.

Deswegen bringen wir folgenden Entschließungsantrag ein:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur wird aufgefordert, das Volkskun­demuseum als identitätsstiftende Kulturinstitution sowohl organisatorisch als auch fi­nanziell dahingehend abzusichern, dass das Museum in seiner derzeitigen Form erhal­ten wird.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)

23.29


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der soeben verlesene Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite