Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll57. Sitzung / Seite 279

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Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Heidemarie Unterreiner und weiterer Abgeordneter betreffend Erhalt des Volkskundemuseums in Wien

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP XXX Bericht des Kulturausschusses über den Antrag 971/A(E) der Abgeordneten Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Freier Eintritt in Museen (613 d.B.) in der 57. Sitzung des National­rates, XXIV. GP., am 24. März 2010

Das Österreichische Museum für Volkskunde nimmt seit seiner Gründung eine bedeu­tende Stellung innerhalb der europäischen Kulturmuseen ein. Aufgrund seiner umfang­reichen Sammlungen und Forschungstätigkeit zur Volkskunst und Regionalkultur Ös­terreichs, seiner Nachbarländer (ehemaligen Kronländer) und der Geschichte der ehe­maligen Monarchie ist es nicht nur das größte seiner Art in Europa, sondern auch ein­zigartig und bedeutend für einen wichtigen Blickwinkel unserer Geschichte.

Internationale Kontakte und Kooperationen machen das Museum heute zu einem Ort des wissenschaftlichen und kulturellen Dialogs in einem sich politisch und gesellschaft­lich neu formierenden Europa. Es leistet einen entscheidenden Beitrag zur Kulturanaly­se, die Gemeinsamkeiten aber auch Differenzierungen erfasst und somit zum besseren Verständnis der eigenen Kultur beiträgt.

Seit Jahren befindet sich nunmehr das zukünftige Schicksal dieses Museums in einem „Schwebezustand“, da sowohl die räumliche Situation im Palais Schönborn in Wien – Josefstadt, als auch die generelle Finanzierung dieser Kulturinstitution nicht geregelt sind. Auf Bundesebene wurde bisher nur eine Fusion mit dem Völkerkundemuseum ins Auge gefasst. Bisher gibt es keinerlei Pläne das Volkskundemuseum als wichtige Kul­tureinrichtung, auf seinem historischen Standort zu belassen, obwohl sich die Mehrheit der Fraktionen im 8. Bezirk klar für den Verbleib des Museums im Bezirk ausgespro­chen hat.

Die Kernaufgabe des Völkerkundemuseums liegt in der Auseinandersetzung mit der kulturellen Vielfalt auf Grundlage von ethnographischer und kulturanthropologischer Forschung. Alleine die Gliederung der Sammlung des Völkerkundemuseums in Nord­afrika, Vorder- und Zentralasien, Sibirien, Afrika südlich der Sahara, Süd- und Südost­asien, Himalaya, insulares Südostasien, Ostasien, Ozeanien/Australien, Nord- und Mit­telamerika, sowie Südamerika zeigt, dass es sich hier um materielle und immaterielle Zeugnisse der globalen kulturellen Vielfalt verschiedenster Völker handelt.

Die Kernaufgabe des Volkskundemuseums ist hingegen eine genau diametral gegen­gesetzte, nämlich sich mit dem Kulturerbe Österreichs und somit mit der Österreichi­schen Identität auseinander zu setzten.

Während also das Volkskundemuseum sich mit der eigenen Geschichte, der Regional­kultur und der Volkskunst beschäftigt und dadurch die eigene Identität einer breiten Öf­fentlichkeit zugänglich macht, hat ein Völkerkundemuseum die Aufgabe sich mit den Kulturen anderer Völker zu beschäftigen. Die geplante Verschmelzung der beiden Mu­seen geht daher von grundsätzlich falschen Überlegungen aus und führt in der öster­reichischen Museumslandschaft nicht zu der sinnvollen Vielfalt der verschiedenen Auf­gabengebiete in den verschiedenen Museen.

Die unterfertigenden Abgeordneten stellen daher nachfolgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

 


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