Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll60. Sitzung / Seite 140

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Genau dasselbe vom Kollegen Spadiut, der der Erstredner war und den Kollegen Ra­singer in der Frage, ob der Humanmediziner nicht wirklich gleich auf das Gefährlichste schauen muss, so angegriffen hat. (Anhaltende Zwischenrufe der Abg. Ursula Haub­ner.) Ich habe jetzt noch einmal gegoogelt: Es ist eine Inzidenz von 0,25 auf 100 000, dass Listerien auftreten. Das heißt, wenn ich jetzt jemanden mit Durchfall und Erbre­chen habe, bin ich weder ein schlechter Arzt, noch verstoße ich gegen irgendetwas, wenn ich nicht gleich an Listerien denke.

Auch in der Humanmedizin ist das, was häufig ist, häufig, und auf das schaut man und behandelt zuerst, und wenn dann keine Besserung erfolgt, muss man weitersuchen. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wir haben, glaube ich, einiges daraus gelernt. Ich hoffe, dass so ein Fall nie wieder auftritt, und ich würde mir wirklich eine sachliche Auseinandersetzung – wie es bei al­len anderen Fraktionen bei diesem Thema der Fall ist – hier weiter wünschen und nicht die Polemisierung, die vonseiten des BZÖ kommt. (Beifall bei der SPÖ.)

14.39


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner gelangt Herr Abgeordneter Dr. Rasinger zu Wort. 3 Minuten Redezeit sind eingestellt. – Bitte.

 


14.40.02

Abgeordneter Dr. Erwin Rasinger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehr­ter Herr Minister! Hohes Haus! Ich glaube, es ist heute in der Diskussion schon ziem­lich klar herausgekommen: Wenn jemand Durchfall und Erbrechen hat, dann ist wahr­scheinlich nicht der erste Reflex, dass man gleich alle österreichischen Supermärkte leer räumt und alles auf Listerien-Verdacht hin beschlagnahmt, wie es Herr Grosz gern hätte. (Abg. Grosz: Auch wenn drei Leute sterben an Durchfall!)

Es ist traurig, traurig, aber ... (Abg. Grosz: Das grenzt an Kurpfuscherei! Das ist rhe­torische Kurpfuscherei!)

Ich halte noch einmal fest, Herr Abgeordneter Grosz, ich werde Ihnen jetzt keine medi­zinische Belehrung geben – Sie sind nicht Arzt, ich bin Arzt –, aber: Bei Durchfall und Erbrechen, das ist ein Symptom, das von Hunderten Keimen verursacht werden kann, kann man nicht von Haus aus sagen, dass es Listerien sind. Meist kommt der Verdacht auf, wenn jemand auf der Intensivstation landet; man sucht und sucht – meist bei Ge­hirnhautentzündung –, und dann stellt man in einem mühsamen Procedere fest, dass es Listerien sind.

So viel dazu für diejenigen, die nicht Mediziner sind, damit klar ist, dass nicht bei jedem Durchfall plötzlich „Listerien“ geschrien wird.

Österreich hat es – das lassen Sie auch immer unter den Tisch fallen – im Gegensatz zu Deutschland geschafft, den Verursacher herauszufinden. Das ist ja die Schwierig­keit, herauszufinden, welche Firma verantwortlich ist. Angenommen, die Spitalsverwal­tung sagt, wir haben einen Listerien-Fall, dann können die Verursacher Tausende Pro­dukte sein. Wie wollen Sie in Österreich dann der Firma Billa oder der Firma Spar sa­gen: Bitte räumt jetzt alle Milchprodukte weg? – Die Folge wäre eine derartige Haf­tungsklage, wenn sich der Verdacht dann nicht bewahrheitete, die sich gewaschen hätte.

Deshalb sollte man auf dem Boden der Realität bleiben. Wir brauchen weder einen Hell­seher als Minister noch einen Panikmacher als Minister, so sehr es auch – wahrschein­lich – in Ihrem Interesse ist, Wirbel zu schlagen.

Ich muss bedauern – ich bin schon ziemlich lange im Parlament –, was Sie rund um die Ministeranklage aufgeführt haben – ich sage bewusst: aufgeführt – in der Wort­wahl – Lüge, Vertuschen und so weiter. Ich habe mir immer gedacht, wir sind das Ho-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite