Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll66. Sitzung / Seite 206

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Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Walser. – Bitte.

 


18.58.44

Abgeordneter Dr. Harald Walser (Grüne): Herr Präsident! Herr Präsident des Rech­nungshofes! Auch ich bedanke mich für diesen Bericht, er ist wie immer sehr prägnant und sehr anregend. Wir haben auch im Ausschuss bei vielen Diskussionen gesehen, dass es durchaus möglich ist, parteiübergreifend zu einem Konsens zu kommen, und dass es anhand dieser Berichte möglich wäre, unser Bildungssystem insgesamt weiter­zuentwickeln.

Ich darf ein paar Dinge aus Ihrem Bericht herausgreifen, den Sie über die Berufsschu­len gemacht haben. Was mich da besonders fasziniert hat – und das ist durchaus ein positives Beispiel –, ist, dass Sie von einem Best Practice-Modell gesprochen haben, was das Qualitätsmanagement in Schulen anlangt.

Wenn wir die Berichte der letzten zwei Tage hören, in denen sich ein OECD-Bericht sehr, sehr kritisch über die Situation an unseren Schulen äußert, über die Lehrerfortbil­dung, über die Zustände an unseren Schulen, dann wäre gerade, wenn man sich die­ses Modell hernehmen würde, durchaus einiges in positiver Richtung zu verändern, denn Sie haben ja festgestellt, dass es durch dieses Modell zu weniger Unterrichtsaus­fällen gekommen ist, und ich glaube, hier müssen wir weiterarbeiten.

Ich möchte in diesem Zusammenhang auch daran erinnern – das ist gleichfalls Ihrem Bericht zu entnehmen –, dass die Tatsache, dass Schülerinnen und Schüler an diesen Schulen um ein Jahr, um zwei Jahre zu spät in die Schule kommen – und zwar sind das die sogenannten Laufbahnverluste –, in Summe Mehrkosten in Höhe von 67 Millio­nen € verursacht. 67 Millionen € volkswirtschaftlich sinnlos eingesetztes Geld! Hier wäre wirklich Sparpotenzial vorhanden, meine Damen und Herren von den Regie­rungsparteien, wenn Sie endlich darangehen würden, diese Vorgaben auch umzuset­zen. (Präsident Dr. Graf übernimmt den Vorsitz.)

In diesem Zusammenhang sei noch einmal daran erinnert, was wir im Verfassungsaus­schuss in Richtung Verwaltungsreform besprochen haben: Hier ist der Hebel anzuset­zen! Allein das Wiederholen von Klassen kostet – neben dem menschlichen Leid, das es den Schülerinnen und Schülern und den Eltern verursacht – den Steuerzahler 300 Mil­lionen €. Also hier könnten Sie wirklich sinnvoll sparen, wenn Sie sich denn trauen würden, sich mit Ihren Landesfürsten anzulegen. (Beifall bei den Grünen.)

Auch die Modularisierung des Berufsschulwesens, glaube ich, wäre ein interessanter Aspekt. Sie sagen, dass es bislang leider nicht zur erwarteten und erhofften Reduktion der Lehrberufe gekommen ist. In Österreich ist dies ein besonderes Problem, denn hier ist der Einfluss der Wirtschaft schlicht zu stark. Die Berufsschuldirektoren klagen sehr darüber, dass man ihnen immer wieder neue Lehrberufe „aufs Auge drückt“: Wir sollten weniger statt mehr haben! Und wenn man Ihrem Bericht entnehmen kann, dass es 70 Lehrberufe mit weniger als 20 Lehrlingen gibt, und diese noch dazu in verschiede­nen Bundesländern unterrichtet werden, dann weiß man, dass da Feuer am Dach ist.

Es gäbe weitere Bereiche, die man diesem Bericht entnehmen kann. Ich glaube, wich­tig und zentral für uns ist das Thema Schulaufsicht, mit dem wir uns dann noch speziell auseinandersetzen müssen. Wichtig ist, dass wir diese Vorgaben umsetzen, dass wir das anpacken und dass wir die Probleme, die wir in unserem Schulwesen haben, da­durch dann zumindest ansatzweise beseitigen.

Jährlich 40 000 Sitzenbleiber sind volkswirtschaftlich – vom Pädagogischen abgese­hen – unverantwortlich! 8 000 Ausschulende pro Jahr, die nur Pflichtschulabschluss haben, sind, bitte, unverantwortlich! So werden wir die Bildungsprobleme in Österreich


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