Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll74. Sitzung / Seite 180

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Die Koppelung an die Familienbeihilfe halte ich auch eher für eine Strafmaßnahme, weil ich denke, dass wir die Menschen – auch die jungen Menschen – dort hinführen soll­ten, dass sie auch mit einer selbständigen Meinung über ihre eigene Gesundheit hinein­gehen, dass sie sie auch achten und es wertschätzen, dass es in Österreich ein Sozial­netz oder ein Gesundheitsnetz gibt, durch dessen Versicherungsleistung ein Arztbesuch letztendlich fast immer oder immer kostenlos ist. – Deswegen lehnen wir auch diesen Antrag ab. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

17.18


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Schenk. – Bitte.

 


17.18.14

Abgeordnete Martina Schenk (BZÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Sehr geehrte Da­men und Herren! Ich freue mich ja, dass wir heute auch von der ÖVP etwas zu unse­rem Antrag betreffend Mutter-Kind-Pass gehört haben, denn im Gesundheitsaus­schuss, der mehrere Stunden lang gedauert hat, hat sich von Ihrer Fraktion zu unse­rem Antrag betreffend Mutter-Kind-Pass niemand zu Wort gemeldet. (Abg. Mag. Stad­ler: Da schau her! – Zwischenruf bei der ÖVP.) – Nein, das stimmt schon, das können Sie auch im Ausschussprotokoll nachlesen. – So viel dazu.

Nun, meine sehr geehrten Damen und Herren, in Österreich leben Kinder mitten im Müll, in Österreich sind Kinder ungepflegt, weil sie sich nicht waschen können, in Ös­terreich sind Kinder krank, weil niemand mit ihnen zum Arzt geht. Diese Kinder haben keine Zukunft, weil sich niemand darum kümmert – diese Kinder nennt man verwahr­lost, meine sehr geehrten Damen und Herren. Diese Verwahrlosung richtet ähnliche Schäden an wie sexueller Missbrauch oder körperliche, sexuelle Gewalt. Diese The­men werden hier im Hohen Haus behandelt, und wir sind uns auch alle darin einig, hier Lösungen zu finden, aber das Thema Verwahrlosung ist zu wenig präsent und wird zu wenig behandelt. (Beifall beim BZÖ.)

Der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde, Klaus Schmitt, warnt deshalb auch davor, dass die Verwahrlosung von Kindern in der Öffent­lichkeit zu wenig Beachtung findet. Wenn man davon ausgeht, dass jedes zehnte Kind in der westlichen Welt zumindest in einem Teilbereich verwahrlost ist, dann können wir uns vorstellen, was das für Österreich bedeutet.

Verwahrlosung passiert auf verschiedenen Ebenen – auf körperlicher, hygienischer, geistiger, psychischer und vor allem auch auf seelischer Ebene. Um diesen Kindern helfen zu können, muss diese Verwahrlosung auch entsprechend erkannt und müssen entsprechende Schritte eingeleitet werden.

Optimale Ergebnisse bei der Behandlung können nur erzielt werden, wenn möglichst rasch geholfen wird. Die Voraussetzungen dafür sind momentan leider nicht im ausrei­chenden Maße gegeben.

Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr machen 18 Prozent der Bevölkerung aus, doch nur 5 bis 6 Prozent der Gesundheitsausgaben werden für diesen Bereich auf­gewendet.

Ich sage jetzt nicht den klassischen Satz der Opposition, dass das zu wenig sei, denn es muss nämlich nicht zu wenig sein, wenn man das Geld nur richtig einsetzt, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall beim BZÖ.)

Unser Antrag auf Erweiterung des Mutter-Kind-Passes zu einem Mutter-Kind-Jugend-Pass würde genau da Abhilfe schaffen, und man könnte sich so auch um das Thema Verwahrlosung kümmern respektive der Verwahrlosung im Vorfeld entgegenwirken.

Wir vom BZÖ sind überzeugt, dass wir einen medizinischen Schutzschirm über unsere Kinder und Jugendlichen spannen müssen, und ich kann mir nicht vorstellen, warum die


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