Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll85. Sitzung / Seite 163

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Lassen wir die Menschen! Wir müssen mehr Menschen dazu bringen, dass sie an der Forschung teilhaben. Daher brauchen wir auch offene Universitäten. Und da komme ich gleich zum nächsten Schritt, den wir schaffen müssen: Wir werden in diesem Jahrhun­dert als Volkswirtschaft nicht reüssieren, wenn es uns nicht gelingt, den gesamten Bil­dungsbereich, das heißt einschließlich der Universitäten, komplett zu öffnen.

Das heißt, alle Personen an Universitäten, die nur davon reden, wie sie die Tür zuhal­ten können, sind am falschen Platz! Wir müssen alle unsere Aufmerksamkeit darauf richten, dass wir die Menschen zum lebenslangen Lernen motivieren. Wir müssen sie einladen, erneut an die Uni zu kommen, sekundäre Studien zu machen, an Forschung teilzuhaben. Das bedeutet auch keine Besteuerung des Bildungsinteresses. Und wenn man so verrückte Vorschläge hört wie: 5 000 € Einschreibgebühr!, nur damit die Leute vom Studieren abgehalten werden, sage ich: Man muss sie einladen dazu! (Abg. Petzner: Das ist ein Blödsinn!)

Wenn Sie dann noch mit dem amerikanischen Unisystem kommen, dann sei Ihnen ins Stammbuch geschrieben: Ein Land wie die USA, das allein aus Europa eine halbe Mil­lion Wissenschaftler „importieren“ muss, weil sie nicht in der Lage sind, die bei sich aus­zubilden, kann für uns in dieser Hinsicht kein Vorbild sein.

Frau Cortolezis-Schlager ins Stammbuch geschrieben: Bei aller Diversity der Universi­täten in den USA gibt es 20, die Weltspitze sind, aber die breite Masse der Universitä­ten ist weder von den Absolventen her noch von den dort Lehrenden her, noch vom System her geeignet, uns auch nur ein Fuzzel von Beispiel zu sein. Da ziehe ich jede unserer Universitäten, von Innsbruck bis nach Wien, vor, weil die einen deutlich höhe­ren Standard haben, die Menschen dort eine höhere Bildungsvoraussetzung haben, dort mehr Wissenschaft und Forschung erreicht wird.

Daher brauchen wir den Ausbau unseres Systems, keine Studiengebühren, offene Tü­ren, müssen wir die Leute locken, zum Studium zu kommen, einladen teilzuhaben. Und bitte nicht nur nach dem Prinzip „mehr Geld ist mehr Studenten“ vorgehen, sondern nach dem Prinzip „effizienter Mitteleinsatz“. Das heißt freieres Studium, offeneres Stu­dium. Das heißt weniger stark verschultes Studium. Das heißt aber auch, um das Pro­blem Bachelor und Master anzugehen, keine Beschränkungen derer, die nach dem Ba­chelor einen Master machen wollen. Dann macht er ihn halt drei Jahre später, auch wunderbar. Er steht vielleicht im Berufsleben, ist vielleicht bei der Erste Bank tätig, ein wunderbarer Mitarbeiter, hat dann die Zeit und will weiterstudieren. Keine Einschrän­kungen! Die Menschen sollen ein Leben lang offene Türen vorfinden, und das wird Ihre Aufgabe werden, Frau Bundesministerin. Sie sind jetzt am Wort – ich hoffe, schon die ersten Signale zu hören. – Vielen Dank, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)

17.10


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Bundesministerin Dr. Karl. – Bitte.

 


17.10.56

Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung Mag. Dr. Beatrix Karl: Da der Herr Finanzminister schon so kompetent auf Wissenschaftsfragen geantwortet hat, mir schon fast den Rang als Wissenschaftsministerin abgelaufen hat, möchte ich als Wis­senschaftsministerin mich doch auch noch zu Wort melden und hier einiges klarstellen.

Herr Abgeordneter Van der Bellen, Sie haben in Bezug auf die Hochschulfinanzierung auf das Modell der Schweiz verwiesen. Aber hier muss man schon der Vollständigkeit halber, wie es auch Abgeordneter Amon getan hat, auch erwähnen, dass die Schweiz Studienbeiträge einhebt, wie auch in den skandinavischen Ländern, wo es bisher un­üblich war, Studienbeiträge einzuheben, über die Einführung von Studienbeiträgen für Drittstaatsangehörige diskutiert wird. In Schweden will man nun für Drittstaatsangehöri-


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