Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll91. Sitzung / Seite 298

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einfach entscheiden, an die Universitäten zu gehen, und dort manchmal etwas planlos und ratlos unterwegs sind. Das ist schon richtig.

Es gibt natürlich eine zweite Sache. Jeder in Österreich weiß, dass in den nächsten Jahren rund 50 Prozent der Lehrer pensionsreif sein werden. Das steigert natürlich das Interesse, gerade diese Fächer zu studieren, weil man auch eine Chance sieht, fertig­zuwerden. Mein Eindruck ist: An den Universitäten weiß man das nicht und reagiert auf diese Entwicklung nicht. Ich sehe wirklich eine Gefahr, dass es zu wenig Lehrer geben wird, weil die Universitäten ihr Programm routinemäßig weiterfahren.

Ich bin sehr froh darüber, dass für die außeruniversitären Einrichtungen eine Lösung gefunden wird, Frau Bundesministerin! Wenn welche dabei sind, die nicht förderungs­würdig sind, dann muss man hier die Konsequenzen ziehen, das ist keine Frage! Im Grunde genommen ist es, wie ich meine, schon sehr wichtig, sehr tolle Einrichtungen, die zum Teil seinerzeit an den Universitäten nicht gewünscht waren, weil die Profes­soren, die dort entschieden haben, das nicht wollten, oder die zum Teil gegründet wur­den, weil die Forscher vom Ministerium selbst animiert wurden, außeruniversitär tätig zu werden und sich so finanzieren zu lassen, nicht einfach sozusagen zu killen. Wenn es hier eine Lösung gibt, dann ist es sehr gut auch für den Forschungsstandort Öster­reich. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

18.50


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Ablinger. – Bitte.

 


18.50.58

Abgeordnete Sonja Ablinger (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Meine Kolleginnen und Kollegen! Frau Ministerin, Sie haben am Ende Ihres State­ments gesagt: Man soll die Universitäten und die Leistungen, die dort erbracht werden, nicht schlechtreden. – Da haben Sie vollkommen recht. Aber dann verstehe ich nicht, warum Sie mit Ihrer Diskussion über Zugangsbeschränkungen alles daran setzen, we­niger Studierende an die Unis zu kriegen und die Studierenden von dort zu vertreiben, denn unbenommen ist ... (Abg. Mag. Molterer: Weil Sie gegen die Studiengebühren sind, ganz einfach! Das ist eine Folge Ihrer Politik!) – Also: Wir sind gegen Studienge­bühren, und Sie vertreiben die Studenten. Das ist irgendwie eine interessante Logik, finde ich. (Abg. Mag. Molterer: Nein, nein! Sie haben eine andere Frage gestellt! Sie haben die Frage gestellt, warum es die Zugangsbeschränkungen gibt, die übrigens der Faymann auch begrüßt! Weil Sie Studiengebühren ablehnen!) – Ja, das stimmt!

Ich kann Ihnen auch sagen, warum wir sie ablehnen. Im ersten Jahr der Einführung der Studiengebühren haben wir sofort 15 Prozent weniger Erstinskribenten gehabt. Kolle­gin Hakl hat das in salbungsvolle Worte gekleidet: Die soziale Durchmischung auf den Universitäten ist nicht gelungen. 40 Jahre freier Hochschulzugang: Die soziale Durch­mischung ist nicht gelungen!

Ihre Antwort darauf ist: Jetzt machen wir alles zu! Wir erhöhen die Barrieren, wir ma­chen es noch viel schwieriger, auf die Universitäten zu kommen. Denn es ist ganz klar: Studiengebühren und Zugangsbeschränkungen werden dazu führen, dass weniger Stu­dierende an die Universitäten kommen.

Unser Problem ist aber nicht nur, dass wir zu wenig Maturantinnen und Maturanten oder zu wenig Akademikerinnen und Akademiker haben, sondern das Problem ist auch, dass wir ein hoch selektives Schulsystem haben, das – und das sagen alle – viel zu früh se­lektiert, und dass wir noch immer viel zu wenig in der Frühförderung tun.

Ich nenne nur ein Beispiel aus der PISA-Studie. Da gibt es Zahlen, wonach die besten 20 Prozent der dritten Leistungsgruppe in einer Hauptschule in ihren Leistungen den schlechtesten 20 Prozent einer AHS entsprechen. Das Ergebnis ist aber: Die AHS-


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