Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 78

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aus dem UNO-Menschenrechtsrat, wie Sie gesagt haben, Herr Minister, vielleicht ge­schieht das ja heute.

Endlich hat gestern auch die EU ihre Sprache wiedergefunden – nach einem zu langen Schweigen – und einstimmig Sanktionen gegen Libyen verhängt. Nun gilt es, diese möglichst schnell durchzuführen und Maßnahmen für die gesamte Region aus humani­tären Gründen, aber auch aus sicherheitspolitischen und wirtschaftlichen Erwägungen zu überlegen, denn es muss uns allen bewusst sein, dass die Zeit nach einer Revolu­tion äußerst schwierig und auch äußerst fragil ist. Daher muss ohne Verzögerung eine Strategie zur Unterstützung der Region erarbeitet werden.

Einen weiteren Punkt möchte ich hier ansprechen, weil er mir auch sehr wichtig er­scheint. Die Proteste in den arabischen Staaten wurden und werden von Frauen und Männern gleichermaßen getragen und unterstützt. Frauen wie Männer haben ihr Le­ben, ihre Gesundheit, ihr Wohlergehen aufs Spiel gesetzt, um notwendige Reformen in ihren Ländern einzufordern. Ich möchte diesen Menschen meine Bewunderung für ih­ren Mut und für ihre Entschlossenheit ausdrücken, die Geschicke ihrer Länder auf eine demokratische Basis zu stellen.

Dennoch gibt es einen wunden Punkt, nämlich das Risiko, dass den Frauen in der Re­gion am Ende das Recht auf politische Teilhabe vorenthalten wird, ihre Kompetenzen nicht genutzt werden, sich für sie insgesamt nichts oder nur wenig verbessert und so­mit die jeweilige Gesellschaft in vordemokratischen Strukturen gefesselt bleibt. Es be­steht also die Gefahr, meine Damen und Herren, dass am Ende des Tages, wenn sich der Wirbel des Protestes wieder gelegt hat, die Frauen und somit die Hälfte der Bevöl­kerung nach wie vor von den politischen Entscheidungsfindungen ausgeschlossen blei­ben.

Ein aktuelles Beispiel dafür finden wir zurzeit in Ägypten. Die Frauen haben in der Re­volution mehr als ihren Mann gestellt, sie waren an vorderster Front mit dabei, sie wa­ren sogar Mitinitiatorinnen der Revolution. Und nun wurde in die verfassungsgebende Versammlung Ägyptens, die in den vergangenen Wochen ihre Arbeit aufgenommen hat, nicht eine einzige Frau berufen. In einer Demokratie, meine Damen und Herren, müssen Frauen und Männer die gleichen Rechte und Möglichkeiten haben, die Ge­schicke von Staat und Gesellschaft mitzugestalten, und zwar von Anfang an und zum Wohle des Landes. (Beifall bei der SPÖ.)

Dieses Fenster der Möglichkeiten ist meist nur ganz kurz offen, bevor sich die Struk­turen wieder verfestigen oder sogar erhärten. Daher mein Appell an Sie, Herr Außen­minister: Achten Sie, bitte, dringend darauf und nehmen Sie jede Einflussmöglichkeit wahr, dass die Gleichberechtigung der Frauen im politischen Reformprozess der be­troffenen Staaten berücksichtigt wird und dass die Mitwirkungsrechte der Frauen ein Kriterium für Kooperationen und Hilfeleistungen der EU sind! In diesem Sinne könnte Österreich auch anschließen an die Arbeit im Sicherheitsrat und sich weiterhin für Menschenrechte und in diesem Fall besonders für Frauenrechte engagieren. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

11.26


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Plassnik. – Bitte.

 


11.26.12

Abgeordnete Dr. Ursula Plassnik (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Ho­hes Haus! Meine Damen und Herren! Zunächst gratuliere ich dem Herrn Bundesmi­nister und seinem Team zur Mitgliedschaft Österreichs im Sicherheitsrat. Es waren die richtigen Schwerpunktsetzungen, es waren die richtigen Entscheidungen. Jetzt gilt es, nicht nachzulassen. Die nächste Etappe für unser Engagement ist die Mitgliedschaft im


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