Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll96. Sitzung / Seite 92

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Wichtig ist es, wo Österreich am Schluss steht. (Ruf: Auf welcher Seite stehen Sie?) Ich möchte nicht, dass es auf der Seite der Al-Kaida steht, um unter fadenscheinigem Vor­wand diese Regime zu stürzen. – Danke sehr. (Beifall bei der FPÖ.)

12.03


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Pilz. – Bitte.

 


12.03.26

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nach den nicht sehr glaubwürdigen Geschichten von Vertretern der Bun­desregierung beziehungsweise der Regierungsparteien möchte ich drei Feststellungen über die österreichische Rolle machen.

Erstens: die geglückte Heimholung von 40 Österreichern aus Tripolis. – Herr Außen­minister, Sie wissen doch genau, dass das Heeresnachrichtenamt in Libyen ein totales Chaos verursacht hat und nur durch Mittelsmänner in Libyen die richtige Route be­stimmen konnte, sodass durch diese Mittelsmänner 40 Österreicher sicher über die so­genannte Südroute nach Tunesien geleitet werden konnten. Jetzt streitet das Heeres­nachrichtenamt mit diesen Mittelsmännern in Libyen, ob pro geretteten Österreicher mehr als 25 € an Honorar gezahlt werden sollen. Großartig, großzügig – ich gratuliere zu dieser „Professionalität“!

Zweitens: Herr Dr. Schüssel, ich gehe davon aus, dass Sie es einfach nicht wissen, aber Ihr Außenminister sollte es wissen: Es gibt nicht nur – und da haben Sie recht – verurteilenswerte britische, deutsche und sonstige Waffen- und Militärexporte in den letzten Jahren nach Libyen, sondern es gibt auch österreichische. Ich werde Ihnen jetzt darüber erzählen und Ihnen dann auch die Verträge und die Lieferbedingungen zeigen.

Was ist passiert? – Es gibt in Libyen die 32. Brigade, die von einem Sohn Gaddafis an­geführt wird, von Khamis Gaddafi, die sogenannte Khamis-Brigade. Das ist die Elite­einheit des Diktators. Diese Eliteeinheit, die Khamis-Brigade, zieht jetzt gerade mor­dend durch die drittgrößte libysche Stadt, durch Misurata. Sie wird unterstützt durch ei­nen österreichischen Kriegsmaterialexport, durch Drohnen der Firma Schiebel aus Wiener Neustadt. – Ich habe hier (der Redner hält schriftliche Unterlagen in die Höhe) die Verträge, die E-Mails, alles, um das zu dokumentieren. Der Gesamtwert der Liefe­rung von vier Drohnen: über 7 Millionen €. Sie sind im Jahr 2009 geliefert worden.

Was können diese Drohnen und was tun sie derzeit in Misurata? – In etwa einem Kilo­meter Höhe – ohne jede Chance der Demonstranten und Demonstrantinnen, zu wis­sen, was gerade passiert – fliegt der sogenannte Camcopter S-100 aus Wiener Neu­stadt und meldet ganz genau an die Khamis-Brigade, wo gerade Demonstranten und Demonstrantinnen sind. Und die können dann von der Khamis-Brigade zeitgerecht ver­folgt und umgebracht werden. Das geschieht gerade in Misurata!

Sie kennen ganz genau § 1 Ziffer 8 des Kriegsmaterialgesetzes – da sind eindeutig Drohnen dieser Art umfasst. Herr Bundesminister für auswärtige Angelegenheiten, Sie, die Innenministerin und der Verteidigungsminister hätten diesen Kriegsmaterialexport prüfen müssen und hätten ihn niemals genehmigen dürfen. Sie haben ihn nicht einmal überprüft. Es gibt keine Genehmigung. Das ist ein illegaler Kriegsmaterialexport. Und das ist Österreichs einziger nennenswerter Beitrag zur jetzigen Situation in Libyen.

In der Menschenrechtspolitik haben Sie geschwiegen. In der Demokratiepolitik haben Sie geschwiegen. Und als es darum gegangen ist, Mordinstrumente für die Khamis-Bri­gade zu liefern, hat die Bundesregierung weggeschaut. Ich verlange von Ihnen Aufklä­rung darüber, wie es möglich war, dass diese vier Drohnen an das libysche Militär, an die Khamis-Brigade vor den Augen der österreichischen Bundesregierung geliefert wer­den konnten. (Beifall bei den Grünen.)

 


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