Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll107. Sitzung / Seite 29

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dass ohne Wirtschaftskrise, ohne Finanzkrise, nur durch die Inkompetenz derer, die dort im Land und in der Bank verantwortlich waren, diese Bank gegen die Wand ge­fahren worden wäre. (Beifall bei der SPÖ.)

Das Risiko für unseren Staat durch die Hypo Alpe-Adria ist ein wesentlich größeres als jenes durch Griechenland, Portugal und Irland zusammen. – Das sei Ihnen ins Stamm­buch geschrieben. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP. Abg. Petz­ner: So ein Blödsinn! Weitere Zwischenrufe bei BZÖ und FPÖ.)

9.59


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Meine Damen und Herren, bevor ich Herrn Ab­geordnetem Matznetter das Wort erteile, darf ich sehr herzlich Gäste im Haus begrü­ßen, nämlich Damen und Herren Abgeordnete des Deutschen Bundestages und Mit­glieder der Freundschaftsgruppe. (Allgemeiner Beifall.)

Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Matznetter zu Wort. – Bitte. (Ruf bei der FPÖ: Das auch noch! Abg. Mag. Stadler: Noch einer, der Kreisky verteidigt!)

 


9.59.45

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesminis­ter! Herr Staatssekretär! Vor rund einem Jahr, als die Griechenland-Spekulationen be­gannen, schrieb das „Wall Street Journal“ von „Europe under attack“ beziehungsweise „Euro under attack“. – Das war dieselbe Wortfolge, die gewählt wurde, als die Twin To­wers am 11. September 2001 angegriffen wurden. Europa und unsere Währung stan­den plötzlich im Zentrum eines Angriffs, bei dem eine Milliardenspekulation zu laufen be­gonnen hatte.

Dieser Angriff hat dazu geführt, dass Griechenland heute in diesem Bereich lichterloh brennt und wir durch diese Spekulationswelle gleichzeitig – siehe Portugal, siehe Ir-
land und andere Staaten – mehrere dringende Löschversuche notwendig haben. (
Abg. Mag. Stefan: Verschwörungstheorie!)

In dieser Frage des Löschens – und das sei Ihnen ins Stammbuch geschrieben (Ruf bei der FPÖ: Heute haben wir schon viele Stammbücher!) – ist die Intelligenz unserer jungen Männer bei den freiwilligen Feuerwehren ungefähr hundert Mal so groß wie Ih­re. Die wissen nämlich ganz genau: Wenn es in einem Haus im Dorf brennt (Abg. Ing. Hofer: Da setzt man sich drauf!), dann wird sofort unter Einsatz und Risiko des Le­bens und der Gesundheit gelöscht (Abg. Mag. Stefan: Da muss man Stroh reinwerfen, dass es besser brennt!) – und zwar unabhängig davon, ob der Bewohner dort faul oder fleißig, intelligent oder nicht intelligent ist. (Abg. Mag. Stefan: Geld brennt auch, das kann man auch reinwerfen!) Es wird gelöscht, damit nicht die anderen Häuser zu bren­nen beginnen, und das ist richtig so. – Genau dieses Richtige tut unsere Regierung in Europa. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, diese Spekulationswelle, die hier läuft, ist ein Bombenge­schäft, weil hier nicht mit Anleihen spekuliert wird. – So blöd ist ja niemand. Es wird heute auf den Zahlungsausfall von Griechenland gewettet. Das ist das Big Business  nicht die Anleihen. Griechenland nimmt keine Anleihen mit 16 Prozent oder 20 Prozent auf. Kein Finanzminister macht das. Deswegen sind sie ja in der Europäischen Union und wollen eine Ausweitung des Rahmens. Aber es wird gehandelt, und zwar mit Op­tionen auf die Zinsen und vor allem mit CDS, also mit nichts anderem als mit Wetten auf den Ausfall Griechenlands. Wenn die recht behalten, machen die einen Milliarden-Schnitt, denn wenn Griechenland teilweise ausfällt, werden die CDS fällig, und dann ist jedes dieser Papiere das Zwanzigfache der Prämie wert, die sie damals gezahlt haben.

Und welche Helfershelfer haben sie? Eine fünfte Kolonne in fast allen europäischen Parlamenten, die sich herstellt, die Löschversuche unterbrechen will und in Wirklichkeit erreichen will, dass die Spekulanten ihre Milliarden machen. (Abg. Mag. Kogler: Ja, ge-


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