Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll118. Sitzung / Seite 29

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Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Dr. Grünewald zu Wort. – Bitte. (Abg. Dr. Cap – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Dr. Grünewald –: Jetzt tät’ ich alles klarmachen, langsam!)

 


9.53.03

Abgeordneter Dr. Kurt Grünewald (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin und Herr Bundesminister! Hohes Haus! Ich glaube, solange wir uns nicht darüber einigen können, was wir unter Qualität verstehen, wird jede Diskussion im Beliebigen enden. Und wenn ich jetzt höre, dass Kino und Oper letztlich die Uni-Politik bestimmen sollen, und von Öl-Scheichs mit ihren unzähligen Kindern und Frauen gesprochen wird, die die arme Billa-Verkäuferin noch finanzieren muss, muss ich sagen: Billa-Verkäuferinnen verdienen nicht so viel, dass mit ihren Steuern dieses System finanziert wird, und zwar nicht wesentlich. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ. – Ruf bei der SPÖ: Das ist richtig!)

Ich glaube auch, die Universitäten und Fachhochschulen haben viele schwere Prob­leme, und Studierende sind nicht das wesentliche Problem. Und ich finde es schon beschämend, wenn man sagt, Studierende, die studieren wollen und nicht können, sind das Problem der Uni, und wenn man dieses löst, sei alles sozusagen „in Butter“.

Ich hätte gern mehr Qualität, aber schauen wir uns jetzt nicht nur die Qualität der Universitäten und der Bildungseinrichtungen an, sondern auch die Qualität unserer Debatten: Was soll man hier in fünf Minuten Wesentlicheres dazu beitragen als ein kleines Blitzlicht oder ein paar stenographische Sätze? – Das ist nicht qualitativ gut. Und wenn in Ausschüssen 28 TOPs aus dem Bereich Wissenschaft in drei Stunden runtergehudelt werden, dann ist das auch nicht gut und spricht auch nicht für Qualität. Wenn es bürokratisch ein unendlicher Spießrutenlauf ist, Expertinnen und Experten in die Ausschüsse zu holen, um sich aufklären zu lassen, um sich zu bilden, um in einen Dialog zu treten, ist das auch keine Qualität.

Ich würde daher sehr darum bitten – auch Sie, Frau Präsidentin –, dass auf uns ge­schaut wird, auf die Qualität der Ausschüsse, wo man hin und wieder den Eindruck hat, die Parteien entsenden hier nach einem Glücksrad-Prinzip des Peter Rapp und die Leute sitzen drinnen und sagen das, was ihr Chef ihnen befiehlt. Das kann es ja nicht sein. (Beifall bei den Grünen.)

Ich kann mich erinnern, ich war einmal von Busek eingeladen, so ein Impulsreferat in Alpbach zu halten, und man hat den Titel gewählt: „Massenuniversität oder Elite?“ Das hat mich schon gestört, hier einen künstlichen Schnitt zu setzen: Entweder Massen­universität – dann überhaupt keine Elite, und nichts ist da gut –, oder aber: Hurra, die Elite!

Wären Sie bei der Akademie der Wissenschaften und ihrem Festakt im heurigen Jahr gewesen, wo Ihr herausragender Wissenschafter Professor Lutz, ein Demograph, einen Vortrag über Bildung gehalten hat! Den hätte ich gerne hier gehört. Vielleicht glauben Sie ihm! Er sagt, breite Bildung hat enorme Auswirkungen auf die Gesundheit, auf das BIP, auf das Lebensalter, auf die Handlungsspielräume und die Emanzipierung von Leuten. Und er sagt dazu vor der honorigen Gesellschaft durchaus vielfach sehr konservativer Leute: Einzelne Prestigeobjekte oder Eliteeinrichtungen können diesen Effekt einer breiten Bildung nicht induzieren. (Beifall bei den Grünen und bei Abge­ordneten der SPÖ.)

Es braucht einen breiteren Zugang! Und auch die EU-Bildungskommissarin Vassiliou sagt, 35 Prozent der Jobs der Zukunft werden eine akademische Ausbildung brauchen.

Und dann weiter zur Qualität: Dann wird ein unwürdiges Gerangel entfacht über die Frage: Was ist akademische Ausbildung? Vor dem Fernsehen hat mir Kollegin


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