Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll141. Sitzung / Seite 72

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Was dazu aber gehört – und ich glaube, auch das ist kein Geheimnis –, das ist, den vielen engagierten Lehrerinnen und Lehrern, die wir in diesem Land haben, auch Ar­beitsbedingungen zu bieten, unter denen eine ganztägige Betreuung auch möglich ist. Ich glaube, wir alle erinnern uns noch an die Klassenzimmer, Lehrerzimmer unserer Schulzeit: ein Platz für jeden Lehrer, dazwischen und darüber hinaus nichts.

Das heißt, wir brauchen gute, engagierte Lehrerinnen und Lehrer, wir brauchen gute Eltern, denen die Bildung etwas wert ist, und ich glaube, wir brauchen ein Parlament beziehungsweise eine Gesetzgebung, die darauf achtet, dass wir den Bedürfnissen un­serer Kinder auch den richtigen Platz einräumen. (Beifall bei der SPÖ.)

12.27


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Franz. – Bitte.

 


12.27.11

Abgeordnete Anna Franz (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Minister! Geschätzte Damen und Herren im Hohen Haus! Liebe Zuseherinnen und Zu­seher! Trotz breiter Werbung ist das Bildungsvolksbegehren weit unter den Erwartun­gen der Initiatoren geblieben (Zwischenrufe bei der SPÖ), hat es doch im Ranking im Vergleich zu den anderen Volksbegehren gerade einmal den 17. Platz eingenommen. Das ist nicht berauschend. (Abg. Sacher: Es geht ja nicht um eine Olympiade, es geht um die Bildung!) Trotzdem: Es ist sehr wichtig, wir nehmen diese Anzahl der Unter­schriften zur Kenntnis, und wir sehen das sehr positiv, denn es hat eines gebracht: Bil­dung hat einen ganz wichtigen Stellenwert in der öffentlichen Diskussion bekommen. Das ist sehr positiv, weil Bildung tatsächlich ein sehr, sehr wichtiges Thema ist, geht es doch um die Zukunft unserer Kinder, um die Chancen unserer Jugend.

Es gibt viele unterstützenswerte Forderungen in diesem Papier, und es gefällt mir auch, dass Bildung nicht auf gemeinsame Schule oder notwendige Akademikerquote reduziert wird, wie dies in vielen oberflächlichen Bildungsdebatten der Fall ist. Bildung muss nämlich einen umfassenden Ansatz haben. Bildung beginnt bereits im Babyalter im Elternhaus und begleitet uns ein Leben lang. Jedes Regalbrett mit Büchern, jede vorgelesene Geschichte im Elternhaus ist entscheidend für die zukünftige Bildungs­karriere. Deshalb sollen wir uns mit dem Begriff „Chancengleichheit“ nichts vormachen, denn im Kleinkindalter vertane Chancen sind sehr schwer gutzumachen. Eltern haben also auch eine große Verantwortung, ihren Kindern möglichst viele Chancen mit auf den Weg zu geben.

Deshalb ist der Schwerpunkt Frühkindpädagogik ein ganz wichtiger, beginnend im Kindergarten, und ich glaube schon, dass wir hier noch Aufholbedarf haben. Es muss uns gelingen, hier soziale Benachteiligungen auszugleichen – je früher, desto besser. Deshalb ist die Frühkindpädagogik meines Erachtens besonders wichtig.

Auch die gemeinsame Schule ist eine Forderung im Bildungsvolksbegehren, und ich sehe hier die Gefahr der systematischen Absenkung der Anforderungen und lobe mir da das Modell der Neuen Mittelschule, das wir auf den Weg gebracht haben und das demnächst ins Regelschulwesen übergeführt werden soll.

Es darf nämlich nicht sein, dass die Devise lautet: Lieber alle gleich schlecht als un­terschiedlich gut! (Abg. Binder-Maier: Geh bitte! Diese Stehsätze immer!), sondern es bedarf der Differenzierung, denn es sind nicht alle gleich. Begabungsgerechte Förde­rung heißt, Stärken und auch Begabungen zu erkennen und entsprechend zu fördern. (Beifall bei der ÖVP.)

Es gibt nicht nur intellektuelle Begabungen, sondern auch handwerkliche, es gibt krea­tive, es gibt sportliche Begabungen. Für diese unterschiedlichen Begabungen brau­chen wir natürlich auch unterschiedliche Angebote und Bildungswege. Auch Facharbei-


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