Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll141. Sitzung / Seite 74

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Jetzt die Inklusion: Das ist die Gebärde für „Inklusion“. (Die Rednerin zeigt diese.) Das Bild ist positiv. Alle, verschiedenster Herkunft, bunt, wie auch immer sie gestaffelt sind, sind hier gemeinsam im Zentrum. Es gibt kein Oben oder Unten. Wir sind auf gleicher Ebene. Das Wort in der Gebärdensprache ist ganz klar.

Deswegen denke ich, dass das Bildungsvolksbegehren strategisch intelligent geplant werden muss, und zwar: Inklusion betrifft alle. Reden wir nicht über Integration, reden wir nicht über kleine Maßnahmen, reden wir über anständige Inklusion!

Bildung, das ist wirklich mein Schwerpunkt und ein Hauptanliegen meiner Tätigkeit. Es gibt immer noch Dinge, die nicht ins Bewusstsein gedrungen sind – ich möchte mich hier wiederholen, mehrmals, bis es in die Köpfe geht –: Der Fürsorgegedanke ist von gestern, der unter dem Motto stand: Kinder werden beschult in Sondereinrichtungen, und das muss genug sein. LehrerInnen haben eine Ausbildung, die ausreicht. Sie dür­fen sozusagen in der Integration mit Stützlehrern zusammenkommen. Material, das be­steht, ist ausreichend. Was wollen die denn alle überhaupt noch? – Viele meinen, dass behinderte Kinder ja sowieso in Zukunft nicht im Arbeitsmarkt integriert werden. In­sofern sei es ja auch egal, sollen sie dann eben in irgendeiner Werkstatt arbeiten. Was macht man denn mit behinderten Kindern in der Zukunft? – Nein, das ist ein falscher Gedanke! Wir müssen wegkommen davon.

Rührselig, armselig streichen wir das eine oder andere für behinderte Kinder, schonen wir behinderte Kinder, sodass sie nicht turnen müssen, und sie brauchen auch nicht Englisch zu lernen. Wir streichen da ein bisschen, streichen dort ein bisschen. – Nein, das ist nicht optimale Förderung! Und das ist auch keine Forderung des Bildungsvolks­begehrens. Englisch – warum nicht?

Englisch kann in Gebärdensprache amerikanische Gebärdensprache sein. Leibes­übungen müssen ja nicht von der klassischen Art sein, sondern das kann man fördern im Sinne von Mobilitätsförderung. Hörende Kinder können von Gehörlosen lernen. Nicht behinderte Kinder können von behinderten Kindern lernen. Segregieren wir nicht mehr!

Wir alle sind nicht mit behinderten Menschen aufgewachsen. Kollegen wie Franz-Jo­seph Huainigg waren in meiner Klasse, in meiner Schule nicht zu sehen. Am Anfang hatte ich auch meine Berührungsängste im Umgang mit ihm. Kinder sind offen. Sie sind offen für Neues, für Kulturen, für den Umgang mit Menschen. Sie haben kein Pro­blem. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Deswegen ist dieses Bildungsvolksbegehren so gut, ist dies ein guter Zeitpunkt, um über Inklusion nachzudenken. Rot, Blau, Schwarz, Orange, alle – wir Grünen gemein­sam mit allen sollten daran denken, wir reden hier darüber, für Kinder Menschenrechte umzusetzen. Es betrifft alle von uns! – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen, bei Abge­ordneten der ÖVP sowie der Abgeordneten Dr. Graf und Markowitz.)

12.37


Präsident Fritz Neugebauer: Es spricht nun Herr Abgeordneter Mag. Widmann. – Bitte.

 


12.37.55

Abgeordneter Mag. Rainer Widmann (BZÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Was wir hier heute an Selbstverständlichkeiten gehört haben, ist nicht überraschend, auch nicht neu. Neu ist auch nicht, dass ÖVP oder SPÖ bei dieser Debatte bereits im Vorfeld der Diskussion des Ausschusses wieder streiten. Aber neu ist die Dimension dessen, wie in Österreich Bildungspolitik gemacht wird, nämlich indem ein ehemaliger Vizekanzler eine Initiative ergreift, eine richtige Initiative ergreift und das bundesweit thematisiert. Überraschend ist aber, dass das dann in Relation doch sehr wenig unterschreiben, weil


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