Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll141. Sitzung / Seite 84

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13.12.04

Abgeordnete Mag. Rosa Lohfeyer (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzter Herr Minister! Herr Kollege Petzner, ich habe Konrad Liessmann, diesen hervorragenden Experten bei dieser Enquete, aber ganz anders verstanden. Ich glaube, er hat auch gemeint, Kinder und Jugendliche in einem Ethikunterricht so zu stärken, dass sie eine gute Grund­lage mitbekommen, dass die Stärken des Einzelnen gefördert und so positiv verstärkt werden, dass sie in der Gemeinschaft eines Klassenverbandes und später auch im Le­ben genutzt werden können. (Demonstrativer Beifall bei den Grünen. – Beifall bei der SPÖ.)

Das Ministerium wird auch ersucht werden, auf Grundlage der Vorschläge von dieser hervorragenden Enquete bis Oktober 2012 – es wird ja dazu auch einen Entschlie­ßungsantrag geben – dem Nationalrat mögliche Modelle für einen Ethikunterricht vor­zuschlagen, auch was Ausbildung, Fortbildung und die daraus entstehenden Kosten be­trifft.

Ich möchte vielmehr dazu sagen, dass die vielen positiven Rückmeldungen und auch die Evaluierungsergebnisse der Uni Salzburg von dem schon erwähnten Professor An­ton Bucher zum Schulversuch Ethikunterricht bei dieser Enquete am 4. Mai eines deut­lich klargemacht haben: dass Ethikunterricht eine Chance sowie eine Notwendigkeit zugleich ist! Das Konfliktpotenzial unserer pluralistischen Gesellschaft entsteht nämlich in erster Linie dort, wo es ein soziales Ungleichgewicht gibt beziehungsweise eines hinsichtlich der Bildung, und hier vor allem auch der Persönlichkeitsbildung.

Ich meine, dass der Ethikunterricht als gute Möglichkeit dazu genutzt werden kann, Le­bensanschauungen, Kulturen, verschiedene Religionen in übergeordneter Art und Wei­se kennenzulernen. Ich meine, Ethikunterricht als fixer Bestandteil des Bildungssys­tems kann eben auch dazu beitragen, dass Konflikte auf menschlich respektvolle Art gelöst werden können und dass man damit auch seine Identität behalten kann. Es kann hier Platz geboten werden für verschiedene Geisteshaltungen und Reaktionen, wie zum Beispiel, feindseliges, rassistisches Verhalten zu reflektieren. Deshalb ist dem Ethikunterricht ein fixer Platz im Bildungsunterricht, im Bildungssystem für soziale und philosophische Diskussionen zu Fragen des Zusammenlebens, Grenzfragen des Lebens, Wertehaltungen und vielem anderen mehr zu schaffen.

Die Bundesverfassung schreibt im Artikel 14 fest, dass Kinder und Jugendliche dazu be­fähigt werden sollen, an sozialen, religiösen und moralischen Werten orientiert Verant­wortung für sich selbst, für die Mitmenschen und die nachfolgenden Generationen zu übernehmen. Darüber wurde in dieser Enquete in einer sehr interessanten Diskussion mit Experten und vielen TeilnehmerInnen debattiert. Es gab eine große Meinungsviel­falt auch darüber, in welcher Form ebendiese Ziele im Schulunterricht bestmöglich er­zielt werden können.

Ich bin mit meinem Kollegen Elmar Mayer und anderen KollegInnen darin einer Mei­nung, dass es aus den eingangs erwähnten Gründen einen Ethikunterricht für alle Schü­lerinnen und Schüler geben soll, und auch ein Lehramtsstudium, in dem die Pädago­gInnen für dieses Unterrichtsfach entsprechend vorbereitet und ausgebildet werden sol­len. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

13.15


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als nächster Redner zu Wort gelangt Herr Präsident Neugebauer. – Bitte.

 


13.15.50

Abgeordneter Fritz Neugebauer (ÖVP): Herr Präsident! Geschätzter Herr Bundesmi­nister! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Eine ausgeprägte, reife Demokra­tie wie Österreich hat wie andere, vergleichbare Länder in ihrer Verfassung natürlich


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