Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll141. Sitzung / Seite 166

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chen –, rein „deutsche Familien“, sind nach der Meldung in die entsprechenden Lager gekommen und haben diesen Leidensweg erlebt, den die Vertriebenen kennen. Die Men­schen, die aus solchen Familien kommen, wissen, wie widersprüchlich, problematisch und äußerst schmerzhaft das alles war.

Aber jene, die dort geblieben sind, weil sie aus gemischten Familien waren – das war auch nicht ganz selbstverständlich, aber durchaus üblich –, hatten das Problem, dass sie die Sprache und die Kultur ihrer beiden Eltern nicht mehr gleichwertig wahrnehmen konnten. Das war die Situation nach 1945. Das war sehr schmerzhaft für die Men­schen. Es gibt zum Beispiel diese Obfrau eines Vereines in Slowenien, die klarerweise erst mit 14, 15 Jahren darauf gekommen ist, dass sie aus so einer Familie ist. Dass solche Menschen die Möglichkeit und die Chance haben, sich ihrer eigenen Kultur wie­der zuzuwenden und das wieder zu leben, ist für uns Menschenrecht.

Werte Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ, das würde für Slowenien gelten, das gilt aber selbstverständlich auch für Österreich. Das würde genau für jene junge Menschen der zweiten oder dritten Generation einer Einwandererfamilie gelten, die sagen: Ja, ei­gentlich würde ich mich mit der Kultur meiner Eltern, meiner Großeltern wieder inten­siver beschäftigen. Genau darin besteht es, den Wurzeln nachzuspüren und Men­schenrechte in allen Gebieten der Europäischen Union so umzusetzen, dass die Men­schen sich ihren Wurzeln entsprechend auch kritisch mit ihrer Kultur beschäftigen kön­nen. Dafür stehen wir.

Ich nenne Ihnen als Obmann der Parlamentarischen Gruppe Österreich-Slowenien ein Beispiel: Wir haben immer wieder Austauschgespräche gehabt, und auf slowenischer Seite haben wir Abgeordnete wie Kramberger. Spricht man mit dem Kollegen, dann sagt er: Ja, der Großvater! Dieses Kulturnetzwerk, in dem wir in Mitteleuropa stehen, ist also vielfältig. So, wie wir nicht nur in Wien, sondern in ganz Österreich viele slowe­nische, viele slawische Namen haben, ist es auch in diesen Gebieten.

Ich meine, das muss der Fokus sein: ein kultureller Austausch, eine wirkliche kulturelle Anerkennung. Wir haben eigentlich so unendlich lange gebraucht, um nur die notwen­digsten Dinge zu machen, die im Staatsvertrag stehen – Stichwort Ortstafeln. Das ist eigentlich sehr traurig. Die Slowenen haben währenddessen alle anderen Minderhei­ten, selbst die Kroaten, sehr aktiv eingebunden. Ich kenne den Minderheitensprecher der Kroaten, ein alter Herr, der für sehr viele Minderheiten als Kontaktperson im Par­lament gesprochen hat. Das ist eine andere Kultur, aber die Minderheiten in diesen Re­gionen sind sozusagen auch organisiert.

Das ist ein guter Antrag, ein gemeinsamer in diesem Punkt: Der Fokus muss richtig sein, und ich hoffe, dass der Herr Staatssekretär vor allem diesen kulturellen Aus­tausch, diese positive Zukunftsorientierung in den Vordergrund stellt. (Beifall bei den Grünen.)

18.08


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Grosz. – Bitte.

 


18.08.15

Abgeordneter Gerald Grosz (BZÖ): Hohes Haus! Kollege Pirklhuber, schöne Worte, aber die Frage ist, was dann daraus wird. Österreich und vor allem dieses Haus haben den Staatsvertrag erfüllt, zuletzt mit der Lösung der Frage der Ortstafeln in Kärnten.

Was wir jetzt im Jahr 2012 in einem den Menschenrechten verbundenen Europa erle­ben, ist, dass es Slowenien nicht getan hat, dass die deutschsprachige Minderheit nicht anerkannt ist, dass sie den Minderheitenschutz nicht genießt. Die Slowenen ge­hen zwar relativ lustig her und beantragen bei der Europäischen Union einen Marken­schutz für – man höre – „Steirisches Kürbiskernöl jenseits der Mur“. (Zwischenruf des


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