Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll150. Sitzung / Seite 51

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Ungerechtigkeit, weil eben die soziale Herkunft sehr viel mehr bestimmt als die Chancen, die in den Kindern selber stecken.

Ich kann es aus meiner eigenen Erfahrung sagen: Ich bin ein ganz klassisches Arbeiterkind. Meine beste Freundin in der Volksschule hatte die gleichen Noten wie ich. Sie war die Tochter eines Rechtsanwaltes. Es war völlig klar, dass sie ins Gymnasium geht. Meine Eltern haben gesagt: Schauen wir einmal, wie sie sich entwickelt, sie soll einmal in die Hauptschule gehen! Das war völlig klar: Der Hintergrund der Herkunft war das Entscheidende für die Bildungswege. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Entschuldigung, das habe ich erlebt. Das ist ja die Wahrheit, dass das das Entscheidende ist. Ich weiß schon, jetzt sind Sie aufgeregt, weil es um die nächsten Schritte geht. (Abg. Kickl: Ich war auch ein Arbeiterkind, und bei mir war es genau umgekehrt!)

Wir sind noch nicht am Ziel, aber es ist dieser Beschluss heute ein Schritt weg von zu frühen Bildungsentscheidungen in Richtung mehr Entfaltungsmöglichkeiten und mehr Lernchancen für unsere Kinder. Insofern freue ich mich, dass wir das gemeinsam beschließen können. – Herr Kollege Walser, geben Sie sich noch einmal einen Ruck in Richtung eines differenzierten Blicks. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.)

11.14


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Fuhr­mann. – Bitte.

 


11.14.40

Abgeordnete Mag. Silvia Fuhrmann (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! An die Worte meiner Vorrednerin anschließend möchte ich noch einmal unterstreichen, das die Frau Bundesministerin gesagt hat, weil ich es nicht nur für eine schöne Formulierung erachte, sondern weil sie damit hundertprozentig recht hat, wenn sie sagt: Es ist für den Erfolg im Bildungssystem, für den Erfolg in der Bildungspolitik auch relevant, eine Kultur des Gelingens in den Vordergrund zu stellen.

Wenn hier von vielen Rednern schon darauf hingewiesen wurde, speziell vom Herrn Kollegen Walser und vom Herrn Kollegen Amon, dass der Erfolg dieser Neuen Mittel­schule auch darauf beruht, dass endlich nach vielen Jahren auch parteipolitische Stereotypen, Plattitüden, Säulen von beiden Seiten etwas über Bord geworfen wurden, dass man nach Kompromissen gerungen hat im Sinne dieser Kultur des Gelingens, dann würde ich meine, dass dieses Erfolgsmodell, nämlich wenn es darum geht, wie wir miteinander arbeiten, auch in Zukunft so praktiziert werden sollte. Ich würde es schade finden, wenn wir wieder in das alte Fahrwasser zurückkämen und wir uns wieder politische Ideologien gegenseitig vorwerfen würden.

Also ich bin der Meinung, wir sind hier schon einen Schritt weiter, und es würde uns gut anstehen, diesen Weg erfolgreich fortzusetzen.

Die Frau Kollegin Haubner hat darauf hingewiesen, dass noch einige Baustellen vorhanden sind, womit sie auch recht hat. Wenn wir heute davon sprechen, dass die Neue Mittelschule sicherlich eine der größten bildungspolitischen Reformen der letzten 50 Jahre ist, dann muss ich sagen: Das ist richtig, und man kann es nur mehrfach betonen! Es ist aber auch richtig, dass es noch einige Baustellen gibt. Die Schul­verwaltung wurde angesprochen, das Dienstrecht wurde angesprochen. Das stimmt alles, das ist richtig, wenngleich ich schon der Meinung bin, dass eine neu organisierte Schulverwaltung nicht die Lösung für pädagogische Probleme sein kann. Eine Lösung dieser Probleme steht und fällt schon mit einem guten Unterricht und mit einem guten Lehrpersonal. Aber durch eine gut strukturierte, straffe und effiziente Schulverwaltung kann natürlich dafür gesorgt werden, dass nicht unnötigerweise Budgetmittel ins System fließen, sondern dass Budgetmittel, die in Zeiten wie diesen ohnehin knapp


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