So sollen entsprechend der genannten Gipfelerklärung künftig über den ESM direkte Rekapitalisierungen der Banken möglich werden. Nach den Worten des spanischen Finanzministers könnte im Memorandum zwischen Spanien und der EU bereits die direkte Bankenhilfe festgeschrieben werden. Hinsichtlich dieser dann an Spanien auszuzahlenden Direkthilfe wird der ESM nach dem Willen der Staats- und Regierungschefs sogar auf den Status der Gläubigervorrangigkeit verzichten und trägt damit das volle Ausfallsrisiko bei Zahlungsausfällen.
Darüber hinaus haben sich die Staats- und Regierungschefs in der genannten und von Bundeskanzler Faymann selbstverständlich mitunterstützten Gipfelerklärung darauf festgelegt, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um die Finanzstabilität im Euro-Währungsgebiet sicherzustellen, insbesondere durch flexible und effiziente Nutzung der vorhandenen EFSF/ESM-Instrumente.
Das heißt, dass man noch vor Inkrafttreten des ESM ganz offensichtlich bereits über weitere Änderungen und Ausweitungen der Kompetenzen des permanenten „Rettungsschirms“ sowie in letzter Konsequenz über Lockerungen der derzeit noch im ESM festgeschriebenen Bedingungen und Auflagen, an die die Genehmigung von Finanzhilfen geknüpft sein sollen, nachdenkt.
Damit nicht genug beauftragen die Staats- und Regierungschefs die Euro-Gruppe, alle diese Beschlüsse bereits am 9. Juli 2012 umzusetzen!
Da man von einem Kanzler – wie dies ein Journalist treffend schrieb – verlangen kann, dass er für sein Land vorausblickt, dies aber nicht passiert da sein Horizont nur vom Ballhausplatz bis zur SPÖ-Zentrale in der Löwelstraße reicht stellen die unterzeichneten Abgeordneten folgenden
Antrag:
Der Nationalrat wolle beschließen:
„Dem Bundeskanzler wird gemäß Art. 74 Abs. 1 B-VG durch ausdrückliche Entschließung des Nationalrates das Vertrauen versagt.“
*****
Präsident Fritz Neugebauer: Für die letzte Rednerrunde stehen je Redebeitrag 2 Minuten 15 Sekunden zur Verfügung. Ich bitte um Disziplin!
Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Dr. Oberhauser. – Bitte.
12.47
Abgeordnete Dr. Sabine Oberhauser, MAS (SPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Für uns SozialdemokratInnen stellt sich nicht mehr die Frage: Wollen wir Europa, wollen wir mehr oder weniger Europa?, sondern für uns stellt sich die Frage: Welches Europa wollen wir?
Es war vor allem für die Sozialdemokratie, aber auch für die ArbeitnehmerInnenvertreter immer ganz klar: Wir wollen ein solidarisches und ein soziales Europa! Es ist auch kein Geheimnis, dass wir in vielen Dingen, vor allem in der Frage der Finanzpolitik, auch als ArbeitnehmerInnenvertreter immer sehr kritisch waren, wie mit der Bewältigung der Krise umgegangen wird.
Das, was wir in den letzten Tagen und Monaten erlebt haben, nämlich einen Richtungswechsel, einen vorsichtigen Richtungswechsel des Europäischen Rates in der
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