Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll169. Sitzung / Seite 108

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Stellen Sie die EU-Skeptiker, stellen Sie die EU-Kritiker nicht in ein Eck mit denen, die Europa und den Frieden Europas gefährden wollen! Das ist nicht redlich, das ist nicht seriös! In einer Demokratie muss es erlaubt sein, über Alternativen nachzudenken. Es kann nicht sein, dass es heißt: Dieses Lösungsszenario auf europäischer Ebene ist al­ternativenlos!

Wir machen uns Gedanken über Alternativen, auch mit Experten. Wir haben das auch im Hearing gemacht. Und die Bevölkerung hat ein Anrecht darauf zu erfahren, welche anderen Lösungsmöglichkeiten und Lösungsprojekte es gibt.

Wenn Sie hier sagen, dass wir mit der gegenwärtigen Entwicklung eigentlich gut fah­ren, weil wir für unsere Schulden sehr geringe Zinssätze zu bezahlen haben, dann blei­ben Sie bei der Wahrheit – Sie haben ja gesagt, man muss die ganze Wahrheit sa­gen – und sagen auch dazu, dass wir deswegen so geringe Zinssätze zahlen, weil die anderen um ein Vielfaches schlechter sind als wir, was die Bonität betrifft. Aber nicht, weil wir so gut sind, sondern, weil die anderen Pleiteländer sich schon unter den Schutzschirm flüchten und von der Europäischen Zentralbank das Geld aufnehmen. Das ist die Realität und die Erklärung dazu.

Dass dieser Weg nicht fruchtet, Herr Bundeskanzler, das sehen wir doch, was die Ent­wicklung der Wirtschaft betrifft. Wir gehen in Richtung Rezession. Die Arbeitslosenzah­len steigen an in Europa. Sie können doch nicht guten Mutes davon reden, dass die Lösungsszenarien fruchten und damit die Lösungswege richtig sind. Am Beispiel Grie­chenlands sehen wir ja, dass alle Rettungsversuche gescheitert sind, dass sich die Si­tuation in Griechenland für die Griechinnen und Griechen von Tag zu Tag verschlech­tert und die Lösungsszenarien auf europäischer Ebene nicht greifen.

Also, Herr Bundeskanzler, eine Lösung dieses ganzen Problems wird auch mit dem Europäischen Stabilitätsmechanismus nicht gelingen. Das, was mit diesem Europäi­schen Stabilitätsmechanismus „gelingen“ wird, meine sehr geehrten Damen und Her­ren, wird sein, dass die österreichischen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zur Kas­se gebeten werden – und das in unbeschränkter Höhe! Und das ist das Verwerfliche an dieser Entscheidung, die Sie da getroffen haben.

Für mich, Herr Kollege Stummvoll, ist es schleierhaft, völlig unerklärlich, wie eine ÖVP und wie ein ÖVP-Obmann Spindelegger sagen kann, er freue sich auf die Republik Eu­ropa. – Ja, wie kann das einem Konservativen einfallen?! (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.)

Erinnern wir uns an die Gründer Europas, an De Gasperi, an Adenauer, an Schuman. Die wollten ein souveränes Europa mit souveränen Mitgliedsländern haben, aber kei­nen sozialistischen Zentralstaat, meine sehr geehrten Damen und Herren von den Konservativen! (Beifall beim BZÖ.)

Besinnen Sie sich auf jene, die Europa gegründet haben – und nicht auf die Sozialis­ten, die Europa missbrauchen wollen! (Beifall beim BZÖ.)

11.20


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Matznetter. – Bitte.

 


11.20.32

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Es ist schon interessant, was man hier vom Obmann des BZÖ zu hören bekommt. Dessen Gründer war übrigens ein gewisser Dr. Jörg Haider, genau jener, der der Bayerischen Landesbank eingeredet hat, dass sie hier ein Institut um teures Geld kaufen soll. Ich will jetzt nicht über die Intelligenz bayerischer Landesbanker reden. Also sagen wir einmal so: Eine Due Diligence hat


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