Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll181. Sitzung, 14., 15. und 16. November 2012 / Seite 322

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Sie kriegen das E-Mail, Sie sollen es sofort beantworten, und Sie kriegen sofort die Retourantwort, warum etwas nicht geschieht. – Deshalb hat jetzt der deutsche VW-Konzern ein Verbot für die Topmanager erlassen, dass von 19 Uhr bis 7 Uhr früh keine E-Mails durchgestellt werden.

Zweiter Punkt: Wertschätzung. Wenn Sie jemandem – egal wo, ob in der Familie oder im Betrieb – sagen: Wenn dir etwas nicht passt, kannst du gehen!, oder: Sei froh, dass du den Arbeitsplatz hast!, also wenn jemand so eine Form von Wertschätzung empfängt und nur Druck verspürt, so quasi: Du bist mehr oder weniger nur geduldet, egal, was du tust!, dann darf man sich nicht darüber wundern, dass erstens die Mitarbeiter in geistige Emigration gehen, in die Angstschiene gehen, aber auch nicht darüber, dass sich ihnen das auf den Magen schlägt et cetera. Nicht umsonst ist die Ulcus-Erkrankung sehr eng mit Stress verbunden.

Nehmen wir zum Beispiel die France Telekom her. Bei dieser gab es eine Serie von Selbstmorden von Mitarbeitern. Da kann man sehen, das ist schon oft betrieblich bedingt. Das hat natürlich eine Ursache, die hat dann irgendwie im Betriebsklima einen Namen und kostet letztendlich der Firma sehr viel Geld.

Natürlich spielt auch die Work-Life-Balance, wie sich jemand zu Hause verhält, eine enorme Rolle. Wenn sich einer zu Hause auch noch stresst oder in der Beziehung Stress empfindet oder er hat zum Beispiel ein behindertes Kind zu Hause, dann kann er die Last im Beruf auch nicht mehr tragen.

Daher gebe ich drei Ratschläge. (Zwischenruf der Abg. Königsberger-Ludwig.) Ich habe nur drei Minuten, mein Lehrbuch auszuführen. Das würde viel länger dauern.

Erstens: Nehmt euch Zeit für euch selbst! Die meisten Politiker oder die meisten Menschen spüren sich ja selbst nicht.

Zweitens: Man soll nicht alles tragisch nehmen, weder vom Partner noch vom Chef. Man soll am Abend sagen, es war nicht so schlimm. Man soll mit sich selbst im Frieden sein.

Drittens: Entschleunigung – nicht jedes E-Mail ist wichtig, nicht jeder Presseartikel ist wichtig. Ich bleibe da bei Andreas Khol, der gesagt hat, am Abend ist die Schlagzeile schon wieder Papier. Ich sage es mit anderen Worten, mit jenen eines Unter­nehmens­beraters: „Wenn du es eilig hast, gehe langsam“.

Zum Schluss packe ich dem Herrn Minister noch etwas ins Gepäck. Ich finde es nicht in Ordnung, dass ich als Hausarzt in Wien miterleben muss, dass Patienten nach einer Nierentransplantation, nach einer Achillessehnenoperation keine Rehab bekommen, nur weil sie mitversichert sind. Die Gebietskrankenkasse sagt, wir tun das einfach nicht – offensichtlich gibt es dort eine interne Anweisung –, während die Pensions­versicherung all das genehmigen würde.

Ich meine, auch Mitversicherte sollen ehrlich und gesundheitspolitisch richtig behandelt werden. – Danke. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Team Stronach.)

13.02


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Preiner. 3 Minu­ten Redezeit. – Bitte.

 


13.02.16

Abgeordneter Erwin Preiner (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Kolleginnen und Kollegen! Sozial- und Konsumentenschutzminister Hundstorfer ist, wie wir heute schon einige Male seinen Ausführungen entnommen haben, mit Herz und Hirn bei der Sache. Ich wusste bis zu meinem Vorredner nicht, dass er auch für Burn-out zuständig ist – vielleicht ein neues Betätigungsfeld.

 


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