Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll181. Sitzung, 14., 15. und 16. November 2012 / Seite 392

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über Budgetknappheit und Ressourcenmangel. Man muss aber hinterfragen: Wer besucht die Sonderschule? – Viele Eltern von behinderten Kindern geben ihre Kinder in eine Integrationsklasse. Nur 1 Prozent aller SchülerInnen, die wirklich behindert sind, besuchen eine Sonderschule, aber 3 Prozent aller SchülerInnen in Tirol und bis zu 6 Prozent in Wien besuchen eine Sonderschule.

Die Differenz ist rasch erklärt. Der Anteil an Migrationskindern ist sehr hoch, nämlich 28 Prozent. Das ist doppelt so viel wie in der Regelschule. Hier gibt es einen wirklichen Handlungsbedarf, denn nur, weil jemand ein Sprachdefizit hat, kann er nicht in die Sonderschule eingewiesen werden! – obwohl dies offenbar gängige Praxis ist.

Da braucht es eine andere Förderung. Da braucht es eine Sprachförderung, statt einer sonderpädagogischen Förderung, denn mit einem Sonderschulabschluss hat man nur ganz geringe Berufsperspektiven. Wir verschwenden Talente, die auf dem Arbeits­markt verlorengehen.

Nächste Woche haben wir einen Unterausschuss des Unterrichtsausschusses zum Thema Sonderpädagogik, und ich ersuche Sie, dass wir da auch Maßnahmen formulieren, um hier eine Lösung zu finden, damit Kinder mit Migrationshintergrund einfach in eine normale Regelschule gehen können.

Und noch ein zweites Thema möchte ich ansprechen, nämlich die PädagogIn­nen­bildung Neu. Ich bin dafür, dass jeder neue Lehrer, der ausgebildet wird, Grundkennt­nisse in der Integrations- und in der Inklusionspädagogik hat, denn das sind Methoden, die man bei jedem Schüler anwenden kann und die heute mehr denn je gefragt sind. Da geht es darum, neue Lehrmethoden anzuwenden, es geht um neue Lehrmittel, offenen Unterricht, gruppendynamisches Arbeiten. Das braucht die Schule. (Präsident Dr. Graf übernimmt den Vorsitz.)

Ich ersuche Sie, Frau Ministerin, das auch in den Verhandlungen und im Gesetz­entwurf mit zu berücksichtigen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

16.59


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Ing. Höbart. 4 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


17.00.06

Abgeordneter Ing. Christian Höbart (FPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Hohes Haus! Man muss natürlich gewisse Dinge klar ansprechen und die Karten auf den Tisch legen, damit sich etwas bewegt. Sie haben in Ihrer Replik von einigen Dingen erzählt, die Sie in die Wege geleitet haben, aber genauso gut haben wir als Opposition das Recht, das Bildungssystem genauer unter die Lupe zu nehmen. Letztendlich ist die Bildungsmisere in unserer Republik bekannt. Es bringt auch nichts, wenn wir wieder großartig Vergleiche zu anderen Staaten anstellen.

Es nützt auch nichts, wenn die sogenannten Jubelperser hier ans Rednerpult treten und alles gutheißen und sagen, alles sei bestens. Tatsächlich möchte ich jetzt das „profil“ von letzter Woche zitieren: Die Republik Österreich befindet sich „auf Halbmast“ und ist „bei Wirtschaft und Bildung heute nur noch Mittelmaß“. Das ist eine Tatsache. Das lässt sich mit einigen Fakten feststellen.

Es gibt beispielsweise das sogenannte Wohlstandsranking eines Londoner Instituts, in dem die Bereiche Bildung, Gesundheit, Regierungsqualität – Regierungsqualität wäre natürlich eigens zu beleuchten, da schaut es nämlich ganz schlecht aus – und der Sozialbereich zusammengefasst werden. Auch dort ist Österreich von Platz 14 auf Platz 16 abgerutscht, und damit nur mehr im EU-Mittelfeld.

 


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