Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll188. Sitzung / Seite 193

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Republik Österreich tut, um den Status als Kulturnation – und ich glaube, das kann man mit Fug und Recht behaupten – auch beizubehalten.

Wenn man sich diesen Kunstbericht näher anschaut, dann sieht man, dass ein Ziel, das die Frau Bundesministerin hat, nämlich möglichst vielen Menschen die Teilhabe an Kunst und Kultur zu ermöglichen, sehr gut erreicht worden ist. Kollege Jury hat schon gesagt, es fließt sehr viel Geld in Vereine. Ich denke, es ist in Zeiten schwieriger Bud­geterstellungen durchaus ein Vorteil und sehr positiv, wenn das Budget für regionale Kunstförderungen zumindest gleich hoch bleibt, auch wenn wir uns natürlich wünschen würden, dass auch das Budget für diesen Bereich weiter steigt. Da sind wir uns sicher einig.

Der zweite Bereich ist, wenn man nach vorne denkt, besonders wichtig, nämlich die Frage: Wie fördere ich junge Menschen, die am Anfang ihrer Karriere als Künstlerin oder Künstler stehen? – Dazu ist schon einiges gesagt worden. Zum Beispiel: mit Aus­landsstipendien, Staatsstipendien, Traineeprojekten et cetera.

Der Kunstbericht gibt auch die Möglichkeit, zu schauen, wie die Aufteilung nach Ge­schlechtern aussieht. Bei Jurys funktioniert das sehr gut. Allerdings gibt es in den Be­reichen Musik und Literatur, denke ich, einen sehr gravierenden Männerüberhang.

Ich habe mir das angeschaut: Kompositionsförderung gibt es sehr wenig für Frauen. Da sind zu einem großen, überwiegenden Teil Männer die Nutznießer. Die Frage, wo­ran das liegt und mit welchem Ansatz man das eventuell verbessern könnte, wäre eine durchaus spannende. Der sollte man auch nachgehen.

Frau Bundesministerin, ich habe mir dann gedacht, da könnte es vielleicht von Vorteil sein, dass Sie nicht nur Kulturministerin, sondern auch Bildungsministerin sind. Denn: Wir reden sehr oft davon, dass man, wenn es mehr Ganztagsschulen gäbe, die Musik­schulen vermehrt hereinnehmen könnte. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, kreatives Potential junger Mädchen besonders zu fördern. Ich würde mir wünschen, dass im nächsten Kunstbericht von mehr Stipendien für junge Frauen, für Komponistinnen, aber vielleicht auch für Dirigentinnen – auch da haben wir eindeutig noch einen Man­gel – zu lesen ist.

Alles in allem zeigt dieser Bericht, dass er sehr informativ ist. Ich glaube, dass die Be­zeichnung „Kulturnation“ durchaus gerechtfertigt ist, und meine, dass wir alles tun soll­ten – und da meine ich auch die budgetäre Bedeckung –, um diese USP „Kulturnation“ für uns zu behalten. (Beifall bei der ÖVP.)

18.57


Präsident Fritz Neugebauer: Vorläufig letzte Wortmeldung dazu: Frau Abgeordnete Mag. Becher. – Bitte.

 


18.57.41

Abgeordnete Mag. Ruth Becher (SPÖ): Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das Beachtliche an der Kunstpolitik Österreichs, das sich aus dem Kunstbericht able­sen lässt, ist, dass die guten Rahmenbedingungen für Künstlerinnen und Künstler aber auch für Kunstbesucherinnen selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erhalten wer­den.

Diese vorbildliche Kunstpolitik lässt sich nur im Vergleich mit den übrigen europäischen Staaten begreifen. Mit Ausnahme Frankreichs, das selbst ein sehr hohes Kunst- und Kulturbudget hat und sich auf sehr hohem Niveau bewegt, haben fast alle EU-Länder aufgrund der nationalen Sparpläne und Sparvorhaben massive Einschnitte in den Bud­gets vorgenommen.

Zum Beispiel in Ungarn ist die Kunst- und Kulturförderung von einem sehr niedrigen Ausgangsniveau um fast 10 Prozent gekürzt worden. In Italien wurde von einem nied-


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