Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll191. Sitzung / Seite 200

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19.00.56

Abgeordnete Anna Franz (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Aus der Studierenden-Sozialerhebung 2011 geht hervor, dass 23 Prozent der Studierenden im Rahmen ihres Studiums mindestens ein Pflichtpraktikum absol­vieren. Und man höre und staune, fast ein Viertel dieser Praktika werden im Ausland absolviert – genau dort, wo es eigentlich keine Probleme gibt.

Ich glaube, dass es viele Praktika gibt, bei denen es tatsächlich keine Probleme gibt. Es ist nicht richtig, so zu tun, als ob jedes Praktikum schlecht sei und die Unternehmen sehr schlecht seien und die Studenten ausnützen würden. Das möchte ich schon in Abrede stellen.

Ein Praktikum ist ein guter Weg für die Studierenden, einen Einblick in ein zukünftiges Berufsfeld zu gewinnen und diverse praktische Erfahrungen zu machen. Andererseits hat es auch für die Unternehmen den Vorteil, gute, motivierte PraktikantInnen kennen­zulernen, um sie dann später eventuell als MitarbeiterInnen einzustellen.

Leider, ja – wir haben schon davon gesprochen –, es gibt schwarze Schafe. Es gibt Unternehmen, die Praktikanten als billige Mitarbeiter ausnutzen, als billige Mitarbeiter ansehen.

Darüber hinaus ist aber auch bekannt, dass es zu wenig Praktikumsstellen gibt. Hätten wir genug Praktikumsstellen, dann wäre das Thema „schwarze Schafe“ wahrscheinlich nicht so ein Problem, denn dann würde sich das von selber regeln.

Es gilt also, Unternehmen zu gewinnen, die qualitätsvolle Praktikumsplätze anbieten. Ob das mit diesen beiden Anträgen der Grünen mit zusätzlichen Regulierungen und schwammigen arbeitsrechtlichen Formulierungen gelingt, wage ich zu bezweifeln. Es könnte genau das Gegenteil auch eintreten, nämlich dass sich viel weniger Unter­nehmen bereit erklären, Praktikanten einzusetzen.

Deshalb lehnen wir diese beiden Anträge ab. Das heißt aber nicht, dass nicht weiter daran gearbeitet werden muss, die Situation der Praktikantinnen und Praktikanten zu verbessern, dass zusätzliche Unternehmen gefunden werden müssen, dass Unterneh­men dazu motiviert werden müssen, mehr Praktikumsplätze zu schaffen. (Beifall bei der ÖVP.)

19.03


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Mag. Schatz. – Bitte.

 


19.03.36

Abgeordnete Mag. Birgit Schatz (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Meine Damen und Herren! Ich bin ja froh, dass es durch die Ablehnung der beiden Anträge wieder einmal die Gelegenheit gibt, das Thema an sich im gesamten Plenum zu diskutieren und die Probleme zu erörtern, die es in diesem Zusammenhang gibt.

Worum geht es? – Ich möchte das sozusagen auch für all jene machen, die nicht schon im Wissenschaftsausschuss der Debatte beiwohnten. Prinzipiell muss man beim Thema „Praktikum“ zwischen zwei Problemkreisen unterscheiden.

Da gibt es auf der einen Seite die sogenannten AbsolventInnen-Praktika – AbsolventIn­nen mit großem „I“. Dabei geht es um die Tatsache, dass hoch qualifizierte dann schon AkademikerInnen es nicht schaffen, auf einem regulären Weg in den Arbeitsmarkt einzusteigen und sich eben von einem – meistens schlecht oder gar nicht bezahlten – Praktikum zum nächsten hanteln. Das ist also der Problemkreis AbsolventInnen-Praktika.

 


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