Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll200. Sitzung / Seite 27

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Welche fachlichen Gründe waren dafür ausschlaggebend, die Zuständigkeit für die Pädagogenausbildung Neu als generell tertiäre Ausbildung nicht ausschließlich im Wissenschaftsressort anzusiedeln?“

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundesminister, bitte.

 


Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Karlheinz Töchterle: Herr Abgeordneter, Sie haben den Grund dafür mit dem Attribut „gewachsen“ eigentlich schon selbst genannt. Es ist eine gewachsene Dichotomie in der Lehramtsausbildung da. Im Reichsvolksschulgesetz des Jahres 1869 wurden die Lehrerbildungsanstalten geschaffen, die LBAs, die bekanntlich bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts die Lehrer für den nicht AHS-Bereich ausgebildet haben. Aus diesen LBAs wurden dann die Pädagogischen Akademien mit dem Unterbau musisch-pädagogische Ober­stufen­gymnasien, daraus wurden vor wenigen Jahren die Pädagogischen Hoch­schulen.

Ein solch gewachsenes System, das natürlich, weil es ursprünglich LBAs, also Sekun­darschulen waren, immer in den Unterricht ressortiert hat, kann man nicht von heute auf morgen einfach eliminieren. Dieses System leistet ja vieles und Gutes.

Auf der anderen Seite standen die Universitäten, die immer für die Ausbildung der AHS-Lehrer zuständig waren. Diese Entwicklung geht zurück bis ins 18. Jahrhundert, ich könnte sie jetzt skizzieren, aber nicht in zwei Minuten.

Deswegen, weil es diese beiden Traditionen eben gibt und weil man mit diesen beiden Traditionen, die sich etabliert haben, arbeiten und rechnen muss, ist jetzt die große Kunst gefragt, diese beiden Institutionen näher zueinander zu führen, damit sie vielleicht irgendwann einmal eine einheitliche Institution für eine gute Lehrerausbildung sind. Und das tun wir mit diesem Gesetz, das jetzt in Begutachtung ist. Wir haben dafür gesorgt, dass durch dieses Gesetz die Lehrerausbildung erstens viel besser wird und zweitens kooperativ erfolgt. Also wir haben die Weichen in Richtung mehr Kooperation gestellt. Am Ende möge eine Schiene herauskommen, auf der der Zug der Lehrer­ausbildung kraftvoll fährt.

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Dr. Rosenkranz.

 


Abgeordneter Dr. Walter Rosenkranz (FPÖ): Kann ich das nach Ihrem Ausflug in die Historie der Lehrerausbildung so verstehen, dass es weder fachliche noch sachliche Gründe sind, sondern eher historisch traditionelle Gründe und Ihr Ziel in die Richtung geht, dass es irgendwann einmal vereinheitlicht wird?

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundesminister, bitte.

 


Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Karlheinz Töchterle: Das kann man so verstehen. Wir müssen ja mit dem arbeiten, was wir vorfinden, und wollen das, was wir vorfinden, besser machen. Genau das ist, glaube ich, auch die Kunst einer evolutionären Politik.

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Mayer.

 


Abgeordneter Elmar Mayer (SPÖ): Herr Minister! Sie haben mit Recht gesagt, dass beide gewachsenen Institutionen, und zwar sowohl die Universitäten als auch die Päda­gogischen Hochschulen, ihre großen Verdienste bei der Ausbildung haben. Ich meine, sie haben auch große Vorteile, auf der einen Seite vor allem die Wissen­schaftlichkeit, auf der anderen Seite den pädagogisch-didaktischen Teil.

 


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