Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll200. Sitzung / Seite 44

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regelung, die sich dort nach dem Schnitt der letzten fünf Jahre richtet. Offenbar sind die deutschen Studierenden tüchtiger, diese Hürde zu überspringen, als die Österreicher.

Jetzt kann man einmal grundsätzlich fragen: Ist das ein Problem im österreichischen Hochschulraum? Ich sage das auch deswegen und betone es, weil ich gerade in letzter Zeit immer wieder in Zeitungen von einer „Deutschenschwemme“ et cetera lesen musste. Dieses Bild sollten wir nicht mehr in uns tragen. Wir sind in Europa. Gleich­wohl verstehe ich natürlich, wenn die Salzburger nicht erfreut sind, wenn sie in ihrer eigenen Stadt nicht Psychologie studieren können.

Wir versuchen, in all diesen Bereichen Maßnahmen zu setzen. Wir haben auch Kon­takt mit Europarechtlern dahin gehend, welche Maßnahmen wir von uns aus und ohne Abstimmung mit der EU setzen. Aber das erste Ziel muss sein, für dieses Thema EU-weit zu sensibilisieren.

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter Dr. Spadiut.

 


Abgeordneter Dr. Wolfgang Spadiut (BZÖ): Herr Minister! Es wird dauernd von den Medizinuniversitäten gesprochen; die Veterinärmedizinische Universität wird eigentlich nicht erwähnt. Auch dort gibt es mehr Anmeldungen als Studienplätze, auch der Ausländeranteil ist dort sehr hoch. Das führt dazu, dass viele Absolventen ins Ausland in Pferde- und Kleintierkliniken gehen. Die Österreicher gehen auch eher in Klein­tierkliniken und Pferdepraxen als in Großtier-, in Rinderpraxen. Das führt dazu, dass eine flächendeckende Betreuung der Rinder in Österreich bald nicht mehr gewähr­leistet wird, dass die Großtierpraktiker aussterben.

Herr Minister, was werden Sie machen, um die Fachrichtung Großtierpraktiker, Rinder­praktiker mehr zu forcieren und diese attraktiver zu machen, damit es zu diesem Mangel nicht kommt?

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Bundesminister, bitte.

 


Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Karlheinz Töchterle: Das ist eine sehr, sehr spezielle Frage, aber ich kann sie beantworten, weil ich gerade zur Vetmeduni einen engen Kontakt habe und viele Gespräche auch mit der Rektorin, Frau Hammerschmid, führe.

Es ist in der Tat die Sachlage so, dass die Veterinärmedizin international hoch attraktiv ist und sehr nachgefragt wird – wieder einmal ein Beispiel für die Qualität einer österreichischen Universität – und dass sie dadurch natürlich auch eine gewisse Ab­wanderung ihrer Absolventen erleiden muss.

Es gibt eine zweite Sachlage – ich spreche hier nicht von einem Problem –: Die Veterinärmedizin verweiblicht. Diese Sachlage ist ja auch in der Medizin insgesamt zu sehen, und die hat einige Konsequenzen. In der Veterinärmedizin hat sie die Konse­quenz, dass sich Frauen nicht unbedingt dem Großtier zuwenden, sondern eher dem Kleintier oder dem Pferd, wobei Pferd eine Ausnahme bildet. – Also Ihre Analyse ist treffend.

Die Therapie ist noch nicht gefunden, das muss ich ehrlicherweise zugeben. Wir kennen zwar die Ausgangslage, wir kennen die Problemlage, aber der Lösungsansatz muss noch gefunden werden. Er könnte sein, dass sich interessierte Großunter­nehmen, die einen entsprechenden Bedarf haben, Studienplätze an der Vetmeduni kaufen und ihre Leute dort ausbilden lassen. Das ist ein denkbares Modell, das sich eine Universität überlegen kann.

 


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