Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll16. Sitzung / Seite 120

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trauen in die Datensicherheit wiederherzustellen und einen lückenlosen Datenschutz zu gewährleisten.

Zusammenfassend kann man sagen, dass unser Bildungssystem einen enormen Schub bekommen hat, dass Frau Ministerin Heinisch-Hosek diesen Weg – und davon bin ich überzeugt – erfolgreich fortsetzen wird und dass wir mit Sicherheit keine Angst und kei­ne Sorge vor Schülertestungen haben.

Und bei Ihnen, Herr Lugar, habe ich – das sei abschließend gesagt – die Vermutung, dass Sie schon lange in keiner Schule mehr gewesen sind, sonst könnten Sie nicht sol­che absurden und nicht nachvollziehbaren Behauptungen aufstellen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

14.52


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Universitäts­professor Dr. Töchterle. – Bitte, Herr Professor.

 


14.52.33

Abgeordneter Dr. Karlheinz Töchterle (ÖVP): Herr Präsident! Frau Ministra! Hohes Haus! Es ist richtig, dass Noten und Tests nur eine bedingte Aussagekraft haben. Herr Kollege Mayer, Sie haben zu Recht auf alte Erkenntnisse, die das belegen, hingewie­sen: Vor über 40 Jahren ist Professor Rudolf Weiß an das Institut für Erziehungswis­senschaften der Universität Innsbruck berufen worden, weil er genau mit solchen Un­tersuchungen Furore gemacht hat. Er hat nachgewiesen, dass die Notengebung sehr stark auch vom Kontextwissen eines Lehrers abhängt. Lehrer neigen dazu, Schülern, die an und für sich als gut gelten, bessere Noten zu geben, oder Schülern, die aus ei­nem sozial höher stehenden Elternhaus kommen, bessere Noten zu geben.

Notengebung ist also etwas Relatives. Auch die Ergebnisse von Testungen sind zu re­lativieren. Gleichwohl ist es aber nicht so, dass Noten völlig aussagelos wären. Wir wissen aus vielen wissenschaftlichen Befunden, dass natürlich gute Noten die Erfolgs­aussichten in späterer Laufbahn, sei es beruflicher, sei es wissenschaftlicher, durchaus besser, aussichtsreicher machen, dass also gute Noten und beruflicher oder universi­tärer Erfolg stark korrelieren. Demnach ist es nicht so, dass Noten völlig aussagelos wären. Es gibt eben da eine Bandbreite. Und insofern ist es richtig, man darf das nicht absolut setzen, es wäre aber auch falsch, es völlig beiseite zu schieben und als un­wichtig zu erklären. Im Gegenteil: Leistungsfeststellung und Leistungserhebung auch in Form von Ziffernnoten bleiben wichtig und bedeutend, sowohl für das System insge­samt als auch für die Adressaten, die Schülerinnen und Schüler, die diese Form von Bekundung auch wollen, weil sie eine der klarsten und eindeutigsten Bekundungen ist, während klarerweise eine verbale Beurteilung früher oder später – eher früher denn später – zu Leerformeln, zu Standardformulierungen führen muss. Ich kann gar nicht anders als mit gewissen Standardformulierungen operieren, und damit werden sie aus­sagearm bis aussagelos.

Notengebung und Testung bleiben wichtig, bei aller Kritik, die besteht – die zu Recht besteht – und die auch schon lange geäußert wird. Die prominentesten neuen Kritiker sind etwa Stefan Hopmann und Konrad Paul Liessmann in seiner „Theorie der Unbil­dung“, und sie treffen wunde Punkte dieser Tests. Einer der schwächsten Punkte ist der – und auch der wird von diesen Kritikern moniert –, dass solche Tests natürlich nie die ganze Breite dessen abprüfen können, was Schule leisten muss und was die Lern­ziele von Schule sind. Sie prüfen nur einen kleinen Ausschnitt ab – allerdings einen Aus­schnitt, der nicht unwichtig ist. Sie prüfen vor allem Kompetenzen ab, was übrigens auch die Zentralmatura vermehrt tun muss. Sie kann genauso wie diese internationalen Tests nicht auf Inhalte gehen, sie muss auf Kompetenzen und Fähigkeiten gehen. Nur das kann ich international abtesten. Diese Kompetenzen sind allerdings – das wissen wir


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