Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll16. Sitzung / Seite 126

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Ihre Entscheidung, diese Testungen auszusetzen, ist leider prototypisch für den Um­gang mit wissenschaftlicher Fundierung von Politik in Österreich. Das äußert sich zum Beispiel auch in der Bereitschaft, Studien zu veröffentlichen, die diese Regierung in Auf­trag gibt. Um diese muss man immer sehr stark betteln.

Diese Entscheidung, diese Testungen auszusetzen, Frau Ministerin, ist überhastet und provinziell. Sie haben durch diese Anfragebeantwortung den Verdacht, dass Sie ver­hindern wollen, dass Ihre Politik auf einer empirischen Basis bewertet werden kann, lei­der noch weiter erhärtet. – Danke. (Beifall bei Grünen und NEOS.)

15.15


Präsident Ing. Norbert Hofer: Nächste Rednerin: Frau Abgeordnete Gusenbauer-Jä­ger. – Bitte.

 


15.16.09

Abgeordnete Marianne Gusenbauer-Jäger (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher! Ich bin überrascht, welche Wellen das Thema PISA immer wieder schlägt – sei es damals, als man die ersten Ergebnisse diskutiert hat, oder sei es jetzt, da wir das Aussetzen der PISA-Tests diskutieren.

Jetzt muss ich einen Sidestep machen. Ich bin auch überrascht, wenn sich hier Leute herausstellen und über Schule reden, die meines Erachtens anscheinend keine Ah­nung davon haben können. Herr Lugar, ich darf Sie hier dezidiert ansprechen. Sie kön­nen sich nicht vorstellen, dass ein schwächerer Schüler von einem besseren etwas lernt? Sie haben meiner Ansicht nach nicht sehr viel Ahnung von Schule. Lassen Sie sich das von jemandem erklären, der das besser versteht! Sie werden sehen, Sie kön­nen etwas dazulernen. Auch so geht es in der Klasse zu. (Abg. Kitzmüller: Aber da muss der Bessere ihm was erklären! Abg. Lugar: Ich habe das Argument verpasst! Sagen Sie mir das Argument! Abg. Schieder: Kollege Lugar hat das Argument ver­passt! Heiterkeit bei Abgeordneten der SPÖ.)

Grundsätzlich freue ich mich, dass die Wirtschaft Interesse am Thema Bildung hat. Es ist wichtig, dass Bildung in aller Munde ist. Allerdings muss ich auch dazusagen, dass seinerzeit, als die PISA-Tests, diese Vergleichstests eingeführt wurden, auch von die­sen Stellen harsche Kritik an der Einführung dieser Tests geübt wurde. Jetzt heißt es aber plötzlich aus den gleichen oder fast gleichen Reihen, die Aussetzung der Tests bringe eine nachhaltige Schädigung des Wirtschaftsstandortes.

Ich bin ein bisschen über solche Aussagen überrascht. Natürlich sind wir nicht ver­gleichbar, wenn wir an diesen Tests momentan nicht teilnehmen, aber es gibt nicht nur einen punktuellen Test, sondern es wird öfter getestet, und da sind wir dann sehr wohl vergleichbar.

Aber bleiben wir auf dem Boden der Realität! PISA-Tests – das ist ja noch nicht alles, was Bildung ausmacht. Die Bildungsstandards und all das, was getestet wird, sind nicht alles, was Unterricht ausmacht. Wer jemals in einer Klasse gestanden ist, wird das wohl bestätigen können.

Ich begrüße daher auch die Entscheidung unserer Ministerin, dass die PISA-Tests diesmal ausgesetzt werden. Schließlich sind die Hintergründe noch nicht geklärt, wa­rum es dazu gekommen ist, dass da etwas hinausgegangen ist, was nicht hätte sein dürfen. Es scheint ein gezielter Angriff gewesen zu sein, und es war keine Unvorsich­tigkeit oder Schlamperei. Untersuchungen dazu stehen eben noch an.

Bis dahin gilt es, das Vertrauen in den Datenschutz wiederherzustellen. Die Datensi­cherheit hat in unserer Bevölkerung einen großen Stellenwert, und den gilt es auch für Schülerinnen und Schüler, für Pädagoginnen und Pädagogen zu wahren. Das sollten wir ernst nehmen.

 


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