Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll21. Sitzung / Seite 118

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

tuation, in der wir wissen, dieses Fehlverhalten ist gar nicht im BIFIE erfolgt, sondern in der Firma Kapsch. Das wissen wir doch! Durch welchen Mitarbeiter dies erfolgt ist, da ist die Kriminalpolizei jetzt dran. Aber das war ein krimineller Akt eines Mitarbeiters. Das ist alles klar!

Und von daher gibt es keine Begründung dafür, dass Sie diese Testungen nicht durch­führen, außer – und das ist der für mich als Bildungspolitiker zentrale Punkt – die Tat­sache, dass sich diese Regierung und die Vorgängerregierungen seit dem Jahr 2000 hartnäckig weigern, die Ergebnisse der PISA-Testungen in konkrete Reformmaßnah­men umzusetzen. Das ist der springende Punkt.

Ich verweise auf das, was andere Länder gemacht haben. Die Polen, die im Jahr 2000 überall deutlich hinter uns waren, die Polen, die überall im letzten Drittel waren, haben das gemacht, was wir in Österreich seit Jahren machen müssten: eine grundlegende Schulreform. Und heute sind die Polen nicht nur überall deutlich vor Österreich, son­dern die Polen befinden sich überall im ersten Drittel und teilweise in der Spitzengruppe.

Das steht an, Frau Ministerin. Wir brauchen diese Daten, damit wir nicht weiter zurück­fallen, damit wir auch in Hinkunft wissen, wo wir den Hebel ansetzen müssen, was die Schülerinnen und Schüler konkret nicht können in Mathematik, in den Naturwissen­schaften, in Deutsch. Dass wir das konkret wissen, das brauchen wir, und dazu muss dieser PISA-Test durchgeführt werden. Dafür braucht es vorher die Feldtestungen. Ich fordere Sie dringend auf, jetzt endlich zu handeln und das zur Kenntnis zu nehmen! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

15.39


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Franz. – Bitte.

 


15.40.23

Abgeordneter Dr. Marcus Franz (STRONACH): Wertes Präsidium! Hohes Haus! Werte Minister! Grüß Gott! Ich sage zuerst einmal: Danke, Frau Minister, dass Sie das gestoppt haben. Ich sage nicht aus Gründen der Datensicherheit danke, sondern ich sage: Danke, das gibt uns eine Verschnaufpause und wir können darüber nachdenken, was das überhaupt bedeutet, dieser ganze PISA-Wahn, dieser ganze Ranking-Wahn, dieser Standardisierungswahn und dieser Wahn der Gleichmacherei im Bildungs- und Universitätssektor, der Europa erfasst hat. (Beifall bei Team Stronach und FPÖ.) – Danke.

Das konterkariert den Grundgedanken von Bildung und Universität. Das konterkariert den Grundgedanken jeder individuellen Lernbereitschaft, jeder individuellen Lehre. Wir sollten diese Pausierung, die ich voll und ganz unterstütze, zum Anlass nehmen, ein­mal wirklich darüber nachzudenken, was uns PISA bringt. Wer profitiert von PISA? Kann man PISA wirklich über ganz Europa drüberziehen und jeden Schüler und jede Schülerin mit jedem oder jeder anderen Schüler/Schülerin vergleichen? Oder ist das nur ein reiner Selbstzweck geworden und es wird mit Instrumenten, die von einer In­teressenvereinigung aufgestellt worden sind, gemessen und alle müssen dann für PISA lernen?

Das Einzige, was wir vergleichen können, sind die PISA-Ergebnisse. Wir wissen nichts oder nur ganz wenig über die Schulen. Wir lernen wenig oder nichts daraus, wir ziehen keine Konsequenzen aus den PISA-Ergebnissen. Wir führen eine Bildungsdebatte – wir haben erst letzte Woche die große Sondersitzung zur Bildungsreform gehabt –, aber wir profitieren nicht davon.

Wir sollten uns jetzt alle miteinander hinsetzen und diese Pause zum Anlass nehmen, über folgende Fragen nachdenken: Gibt es nicht vielleicht gescheitere Varianten, Tests zu machen, um nachzuschauen, was die Schüler lernen, was die Studenten lernen?


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite