Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll36. Sitzung / Seite 83

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Frau Kollegin Königsberger-Ludwig, Sie haben im Ausschuss gesagt: Na ja, es gibt dann ohnehin die Möglichkeit, die Angehörige, die Mutter, den Vater oder sonst wen, für drei Tage ins Pflegeheim zu geben. (Abg. Königsberger-Ludwig: Kurzpflege!) Für Kurzpflege, genau, in ein Pflegeheim. – Ich bin da sehr, sehr skeptisch, denn Sie wissen, was es für alte Menschen bedeutet, wenn man sie kurz aus dem eigenen Zuhause in ein Heim und dann wieder zurück gibt. Da passieren die schlimmsten Dinge! Ich habe das bei meiner Oma erlebt. Da kann es zur Hospitalisierung kommen, das kann ein schwerer Schock für alte Menschen sein. Ich halte es in dem Zusammenhang für nicht nachvollziehbar, damit zu argumentieren.

Ich glaube, es muss ein Recht für die Menschen, für die Angehörigen geben, diese Ersatzpflege in Anspruch zu nehmen. Ich möchte mit Ihnen noch öfter über das Thema reden, weil es ein Bereich ist, der viel zu viele Menschen in Österreich betrifft, als dass wir einfach darüber hinweggehen könnten und nicht permanent den Fokus darauf legen – weil es uns alle angeht. Ich bitte da auch um Ihre Unterstützung, Herr Minis­ter. – Danke. (Beifall bei Grünen und FPÖ.)

12.21


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu einer Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister Hundstorfer zu Wort gemeldet. – Bitte, Herr Bundesminister.

 


12.21.42

Bundesminister für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz Rudolf Hundstorfer: Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es wurde vieles gesagt, und ich danke auch für die vielen unterstützenden Stellungnahmen. Ich danke auch für die Einstimmigkeit, die sich ja großteils schon im Ausschuss ergeben hat. Dafür, dass sie sich weiter durchzieht, ein Dankeschön!

Ich möchte aber vor allem auf einen Aspekt noch einmal eingehen, damit wir uns hier gemeinsam zumindest von einer Ausgangsbasis wegbewegen. Das Thema Pflege­lehre wird immer wieder diskutiert, weil wir wissen, dass wir eine zukünftige Heraus­forderung haben. Diese zukünftige Herausforderung ist natürlich da, aber: Warum wollen wir beim 17. Lebensjahr bleiben? – Das geschieht ja nicht aus Jux und Tollerei.

Ich war erst diese Woche in Vorarlberg und habe dort am Montagabend 100 Jugend­lichen, die das Freiwillige Sozialjahr gemacht haben, ein Diplom überreicht. Ich habe Gelegenheiten gehabt, mit vielen dieser hundert Jugendlichen zu reden, auch mit den Eltern und anderen Angehörigen dieser Jugendlichen. Sehr wenige dieser Jugend­lichen waren in Altenheimen. Sehr viele von ihnen waren in Behinderteneinrichtungen, waren in Schulen, waren in Volksschulen, weil sie auch selber das Thema haben, als ganz junger Mensch zu sagen: Bin ich schon reif für diese Betreuungsform?

Vorarlberg hat ja selbst ein Modell entwickelt, wobei auch dieses Modell auf dem 17. Lebensjahr aufsetzt. Es ist ja nicht Jux und Tollerei! Diese Modelle gibt es kreuz und quer durch Österreich. Man kann ohne Weiteres – man braucht überhaupt keine Pflegelehre daraus zu machen – auch mit den heutigen Modellen, wenn man wirklich bleiben will, das entsprechend tun.

Was wir uns natürlich auch alle gemeinsam fragen sollten, ist: Wie können wir die Gesamtsituation von Krankenpflegepersonen dahin gehend verbessern, dass die Berufsverweildauer eine andere wird? – Ich habe erst gestern in Wien auch Diplome verliehen, und zwar an einer Fachhochschule, Thema Krankenpflege. (Ruf bei der FPÖ: Nur Verleihungen!) Es ist auch dort unter anderem die Frage aufgetaucht: Wie können wir versuchen, diese jungen Menschen, alle mit Bachelor ausgestattet, nicht nur zu sieben Jahren Verweildauer zu bringen, sondern zu zehn, fünfzehn Jahren Verweildauer in diesem Segment?

 


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