Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll44. Sitzung / Seite 107

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Sie müssen zuhören –, aber bei den Themen notwendiger Leitungsausbau und Weiter­entwicklung der Wasserkraftwerke würde ich mir einen positiveren Zugang erwarten. – Danke. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

14.12


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste ist Frau Abgeordnete Weigerstorfer zu Wort gemeldet. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

 


14.12.27

Abgeordnete Ulrike Weigerstorfer (STRONACH): Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Hohes Haus! Ich muss gleich vorweg sagen: Nachdem es leider die EU nicht geschafft hat, ein EU-weites Fracking-Verbot durchzusetzen und umzusetzen, ist es jetzt auf nationaler Ebene so weit, dass wir darüber entscheiden müssen. Wir haben gesehen, dass es, sobald die Dinge sehr komplex werden, emotional wird. Das haben wir bei den Vorrednern gemerkt.

Ich werde jetzt versuchen, auf verständliche Einzelteile dieses Themas einzugehen. Wir haben gehört, Fracking ist nicht gut für den Boden und für das Wasser. Das stimmt natürlich. Es werden Tausende Liter Chemikalien zugefügt: Quecksilber, Arsen, Benzol und sehr, sehr viele Salze, die fünffache Menge der Vorkommnisse in Meeren.

Wir haben immer gehört, es wird Wasser hineingepresst. Das ist nicht irgendein Was­ser, sondern das ist eine unglaubliche Summe. Es sind Millionen Liter Wasser, die es hier gilt, in die Erde zu pressen. Und die erzeugten Risse werden dann noch mit Millio­nen Litern von Sand wieder gefüllt, damit man eben weiter noch Schiefergas fördern kann. Sie sehen also, dass sich da einiges tut.

Wir haben jetzt sehr viel vom Wasser und vom Boden gehört. Wir wissen, dass diese Chemikalien teilweise sehr gesundheitsschädlich, krebserregend und erbgutschädlich sind. Was ich bis jetzt ein bisschen vermisst habe, ist: Wir haben immer wieder vom umweltfreundlichen, dem sogenannten Green Fracking gehört – das ist nicht möglich. Selbst wenn wir die Chemikalien auslassen würden – wir haben keine Studien darüber, wie es bei diesen Millionen Litern an Sand und Wasser zu den Veränderungen der Grundwasserströme kommt.

Sie müssen sich vorstellen: Diese unglaubliche Menge an Wasser, die man da hinein­pumpt, bewirkt natürlich etwas. Das heißt, da ist mit ganz, ganz enormen Folgen zu rechnen. Es gibt auch bereits eine Studie in Richtung Erdbeben, denn dieser Druck hat natürlich auch Auswirkungen. In den USA, in Oklahoma, hat man herausgefunden, dass in den Gebieten, wo Fracking passiert, die Erdbeben nicht verdoppelt wurden, sondern vervierzigfacht wurden. Sie sehen also, da gibt es einige Dinge, die man zu­sätzlich miteinrechnen muss. Darum kommt für mich „umweltfreundliches“ Fracking nicht in Frage. (Beifall beim Team Stronach sowie der Abg. Glawischnig-Piesczek.)

Wir haben bereits gehört, dass Fracking natürlich eine unheimliche Klimabelastung ist, vom CO2-Ausstoß her, aber was wir bislang nicht mitbedacht haben, ist: Wie kommen diese ganzen Wassermassen, der Sand, die Chemikalien, zu den Bohrlöchern? Nach derzeitigen Erfahrungen und Hochrechnungen braucht es bis zu 1 500 Lkws, die pro Bohrung eben Wasser, Sand und Chemikalien an- und wieder abtransportieren. Auch da hat man also eine unglaubliche Klimabeeinträchtigung.

Ein weiterer Punkt, den die Österreicherinnen und Österreicher sicher nicht haben wol­len, ist der zusätzliche Landverschleiß. Wir haben nämlich beim Fracking ungefähr zehn- bis hundertmal so viele Bohrungen wie bei konventionellen Erdgasvorkommen. Das ist in den USA vielleicht weniger ein Problem, weil die natürlich mehr Land zur Verfügung haben, aber in Europa wären ungefähr 70 000 Fracking-Bohrungen nötig, um an die Schiefergasvorkommnisse unseres Kontinents zu kommen.

 


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