Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll49. Sitzung / Seite 160

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Präsidentin Doris Bures: Die nächste Wortmeldung kommt von Herrn Abgeordnetem Ertlschweiger. 5 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


16.28.12

Abgeordneter Rouven Ertlschweiger, MSc (STRONACH): Geschätzte Frau Präsi­dentin! Werte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kol­legen hier im Plenum und liebe Zuschauer und Zuschauerinnen zu Hause vor den TV-Geräten! Wir haben es heute schon gehört: öffentliche Schuldenquote: 86,5 Prozent. Wir haben real sinkende Gehälter und Konsumausgaben. Wir haben einen Mangel an Fachkräften und einen schwindenden Mittelstand, und wir haben die höchste Arbeits­losenquote in der Zweiten Republik. Das heißt de facto, 400 000 Menschen haben heuer zu Weihnachten keinen Job. Ihnen wird der Braten nicht so sehr schmecken, denn sie werden nicht wissen, wie es 2015 weitergeht. Das ist eine Tatsache, das ist Realität, und da müssen wir gegensteuern. (Beifall beim Team Stronach.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Arbeitslosigkeit ist der Krebsschaden dieser Republik, und wir wissen, wie es beim Krebs ist: Je früher man ihn behandelt, umso besser und umso erfolgreicher sind die Chancen auf eine Heilung. Und bei der Arbeitslosigkeit verhält es sich genauso: Je früher wir hier Maßnahmen setzen, um den Krebs Arbeitslosigkeit einzudämmen, umso besser kann uns das gelingen.

Ich meine damit konkret, dass wir endlich unsere antiquierte Bildungspolitik hinter uns lassen und in einem nationalen Schulterschluss auf ein modernes und den Anforderun­gen der Zeit entsprechendes Bildungssystem setzen, auf ein System, das kein Talent zurücklässt. Hier geht mein Blick zu den Sozialdemokraten: Das sage nicht nur ich, das sagt auch der Grandseigneur der SPÖ, Dr. Androsch.

Wir haben es heute schon oft genug gehört: Jeder vierte Schüler in diesem Land kann nicht sinnerfassend lesen. Kollege Ehmann von der SPÖ würde sagen: Unglaublich! – Und es ist unglaublich! Was glauben Sie denn, wie denn die Chancen dieser Schüler stehen, einmal einen Job zu bekommen?! Glauben Sie, dass sich der jemals selber er­nähren, geschweige denn eine Familie ernähren kann?! Das ist das große Problem!

Die jungen Menschen von heute mit diesem geringen Ausbildungsniveau sind die Ar­beitslosen von morgen. Und das ist ein Wahnsinn!

Wir müssen Arbeitskräfte ausbilden – Kollege Rädler, auch in Ihre Richtung –, die auf dem Arbeitsmarkt auch nachgefragt sind. (Beifall beim Team Stronach.)

Unser zentrales Problem ist, dass sich immer weniger Menschen für die technischen Fachgebiete und die Naturwissenschaften interessieren, die sogenannten MINT-Beru­fe: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik. Gerade die Kreativität und Schaffenskraft qualifizierter Fachkräfte sind der Schlüssel für Innovation. Genau dort müssen wir ansetzen! Im Kindergarten können die Mädchen und Buben für die tech­nisch-naturwissenschaftlichen Berufe sensibilisiert werden. Ihr Interesse gilt es zu we­cken. Ihnen müssen wir mit praktischen Beispielen zeigen, was man mit diesen Kennt­nissen alles machen kann, welche Jobmöglichkeiten es gibt.

Unsere Kinder und Jugendlichen tun sich nicht nur beim Purzelbaum schwer, viele können nicht einmal mehr einen Nagel unfallfrei einschlagen. Da bin ich genau bei dem, was der Kollege Schellhorn von den NEOS am Vormittag gesagt hat: Warum fin­den viele Unternehmen keine Lehrlinge mehr? – Weil es viele Lehrlingsanwärter gibt, die den Anforderungen unserer Zeit nicht mehr gerecht werden. Weil sie entweder nicht wollen oder nicht können, weil sie gar kein handwerkliches Interesse haben. Das ist unser großes Problem, und da müssen wir ansetzen!

Meiner Meinung nach müssen wir mit der Berufsorientierung viel, viel früher beginnen, nicht erst, nachdem die Kinder die Pflichtschule abgeschlossen haben oder ein, zwei


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