Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll59. Sitzung / Seite 215

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noch niemandem einen Job angeboten. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Fakt ist, es gibt ein paar Dinge zum Thema Gleichstellung, die durchaus noch verbes­sert werden sollten. Ein Gesetz zu erlassen, mit dem das Binnen-I verboten wird, das halte ich für ziemlich überzogen. Und wenn man es schon einheitlich regelt, meine sehr verehrten Damen und Herren, dann bitte nicht mehr in der auch vorgeschlagenen 500 Jahre alten Fassung: Wir nehmen wieder die männliche Form, und die Frauen sind mitgemeint. Drehen wir es um: Nehmen wir die weibliche Form, und meinen wir die Männer mit, denn in der weiblichen Form ist die männliche bereits beinhaltet! – Danke. (Beifall bei Abgeordneten von ÖVP, SPÖ und Grünen.)

20.19


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Aygül Berivan Aslan. – Bitte, Frau Abgeordnete.

 


20.20.02

Abgeordnete Mag. Aygül Berivan Aslan (Grüne): Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Wenn jemand „Herr Professorin“ sagt, klingt das seltsam. Aber wenn jemand „Frau Professor“ sagt, dann klingt das für die meisten normal, weil wir in einer männlichen Benennungswelt aufgewachsen sind.

Oder ein anderes Beispiel: „Der Student“ bedeutet nichts anderes als der Mann, der stu­diert. (Abg. Zanger: Aber!) Da kann ein Mann davon ausgehen, dass er automatisch mitgemeint ist, dass er bei dieser maskulinen Form natürlich immer noch mitgemeint ist. (Abg. Hübner: ... jemand, der studiert!) Frauen müssen sich überlegen: Bin ich jetzt da mitgemeint oder nicht?

Die männliche Berufsbezeichnung wird im Gehirn und auch in der Wahrnehmung pri­mär auch als Mann verstanden. Aus diesem Grund können Frauen bei der männlichen Bezeichnung auch nicht mitgemeint sein. Frauen mitzumeinen ist eine subtile Diskrimi­nierung. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von SPÖ, ÖVP und NEOS.)

Bei der gendergerechten Sprache geht es primär um die Sichtbarkeit der Frauen. Es geht um eine gesellschaftliche Wahrnehmung. Sprache beeinflusst die Gleichberechti­gung der Geschlechter. Sprache beeinflusst unser Denken. Wenn Frauen nicht explizit genannt werden, werden sie auch nicht mitgedacht. Es gibt auch keinen vernünftigen Grund, hier wenig flexibel zu sein. Manche nennen beide Geschlechter, es gibt Bin­destrichvarianten und jene Variante mit dem großen I. Welche Form für die Zukunft praktikabel ist, wird sich mit der Zeit dann herauskristallisieren.

Wenn ihr trotz dieser Erkenntnisse Versuche einer geschlechtergerechten Sprache ins Lächerliche zieht oder aggressiv dagegen Stimmung macht, dann braucht ihr euch nicht zu wundern, wenn euch vorgeworfen wird, dass euch Gleichberechtigung einfach wurscht ist.

Wenn Herr Kollege Zanger sich schwertut mit der Lesbarkeit von Texten, dann kann ich ihm gerne ein Bilderbuch kaufen. Vielleicht kann er diese Genderform dann irgendwie finden. (Ruf bei der FPÖ: Geh, bitte! Abg. Schimanek: ...! Wie soll denn das ein Sechsjähriger verstehen!?)

Es ist wirklich schade, schade um meine Redezeit und schade um meine Arbeitszeit. Ihr habt letztes Jahr nichts anderes gemacht, als euch mit der Bundeshymne und mit der geschlechtergerechten Sprache zu befassen. (Abg. Kickl: Na, wir ned! Ruf bei der FPÖ: Die Heinisch-Hosek!) Genau die FPÖ hat sich immer wieder aufgeregt und hat gesagt, wir haben viel wichtigere Probleme als die Bundeshymne oder als die gender­gerechte Sprache. Und was macht ihr? – Ihr bringt das immer wieder selber aufs Ta­pet! (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

 


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