Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll59. Sitzung / Seite 220

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Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt nun Frau Abgeordnete Rosenkranz. – Bitte.

 


20.34.40

Abgeordnete Barbara Rosenkranz (FPÖ): Ach, Herr Abgeordneter Knes! Vieles von dem, was Sie sagen, ist völlig falsch. Aber zuerst einmal: Wir sind nicht aus Populismus gegen das Binnen-I, sondern es geht uns wirklich auf die Nerven, und diese Ablehnung teilen wir auch mit einem guten Teil der Bevölkerung. (Lebhafter Beifall bei der FPÖ.)

Es ist damit auch den Frauenrechten nicht wirklich gedient, ganz im Gegenteil: Wenn wir die Dinge so machen, provozieren wir natürlich schon auch die Gefahr eines Back­lash, was Frauenrechte betrifft. Aber abgesehen davon, lassen Sie mich in aller Kürze drei Gründe nennen.

Sie, Herr Abgeordneter, haben jetzt als männlicher Feminist Ihren Kolleginnen keinen guten Dienst erwiesen, und ich sage Ihnen: Obwohl er nicht einmal gegendert ist, Herr Abgeordneter – wie wäre es erst dann, wenn er gegendert wäre! –, haben Sie den Text nicht verstanden. Natürlich hat die FPÖ nicht beantragt, dass das Binnen-I verboten wird, obwohl es ja gar kein Gesetz gibt. (Abg. Knes hält den genannten Antrag der FPÖ in die Höhe. Abg. Schimanek: Sinnerfassend lesen!) Können Sie sinnerfassend lesen? Wie wird denn das erst sein, wenn das auch noch gegendert ist?, sage ich noch einmal! (Beifall bei der FPÖ.)

Schauen Sie doch, was da steht: „Die Bundesregierung und insbesondere die Bundes­ministerin für Bildung und Frauen werden aufgefordert, entsprechende Schritte zu set­zen (...), die auf die Abschaffung des sogenannten Binnen-I im Verwaltungsbereich des Bundes abzielen, sowie dem Nationalrat eine Regierungsvorlage zu übermitteln, die die Streichung sämtlicher Binnen-I aus allen Bundesgesetzen und Bundesverfassungs­gesetzen gewährleistet.“

Niemand verbietet jemandem das Binnen-I (Beifall bei der FPÖ und bei Abgeordneten des Teams Stronach), sondern wir wollen, dass die Verwaltungspraxis und die Gesetz­gebung wieder zu einer vernünftigen Schreibweise zurückkehren.

Noch einmal zur Lesbarkeit: Ist Ihnen übrigens aufgefallen – aber ich schimpfe immer nur Sie von der SPÖ, ich muss auch zu den Kolleginnen von der ÖVP hinüberreden –, dass in der Werbung nicht gegendert wird? Warum? – Dort will man klare Botschaften senden, die den Menschen erreichen – den Mann oder die Frau –, weil es um Geld geht, und da wird natürlich nicht gegendert. Können wir, bitte, dieselbe Regel, dass wir das, was wir sagen und schreiben, auch wirklich vermitteln wollen, auch für unsere Schul­bücher festhalten?! (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten des Teams Stronach.)

Und übrigens, Frau Abgeordnete Aslan: Ihre Parteiobfrau sagt im Interview mit der „Pres­se“ auf die Frage, ob sie eigentlich am Binnen-I hänge, sie verwende lieber beide For­men oder umschreibe sie. Das ist zum Beispiel eine ganz vernünftige Sache.

Das Thema Lesbarkeit und Verständlichkeit habe ich jetzt also abgehandelt.

Zweites Thema: Natürlich schafft Sprache Bewusstsein, das ist klar. Allerdings kann man sie nicht beliebig verändern. Wenn sie umformt, was bereits in den Köpfen im Entste­hen ist, dann kann es den letzten Schritt dazu setzen, dass etwas bewusst wird. Es hat Spracherzeugnisse, Literatur gegeben, die ganz Europa verändert haben – der „Wer­ther“ zum Beispiel. Aber man kann das nicht einfach willkürlich aufsetzen.

Da darf ich jetzt auf den offenen Brief, Frau Ministerin, den Sie bekommen haben und der vor allem von Sprachwissenschaftern unterschrieben ist, verweisen. Erstunterzeich­nerin ist Frau Dr. Annelies Glander, also eine Frau, die eine sehr richtige Beobachtung macht. Da steht:

 


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