Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll68. Sitzung / Seite 323

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Welche Handlungsaufträge kann man daraus ableiten? – Erstens sollten wir uns die Frage stellen, welche Tätigkeit was wert ist. Ich sage es etwas polemisch: Solange das Auto kosten darf, was es will, oder fast kosten darf, was es will, gleichzeitig die Pflege oder beispielsweise die Kinderbetreuung als genuin weibliche Aufgabe und daher auch als günstige Dienstleistung gesehen wird, so lange wird sich am Lohngefüge nichts Wesentliches ändern.

Wir sollten uns zweitens auch mit der Frage auseinandersetzen, wie wir die Talente der jungen Menschen heben, also auch wie wir Mädchen für technische und natur­wissenschaftliche Berufe begeistern und gewinnen können (Beifall der Abg. Yilmaz) – danke –: beispielsweise durch verpflichtende Potentialanalyse, die Beibehal­tung des Girls‘ Day, „Mädchen in die Technik“, „Frauen und Technik“ – das sind Programme, die es weiterhin dringend braucht. Dasselbe gilt natürlich auch für Mentoring und Führungslehrgänge.

In jedem Fall braucht es aber – drittens – noch intensivere Aufklärungsarbeit, um auch die Konsequenzen von zu treffenden Entscheidungen klarzumachen, also: Welchen Beruf wähle ich? Arbeite ich Vollzeit oder Teilzeit? Wie lange bleibe ich im Rahmen der Babypause zu Hause? Und was hat das alles mit meinem Einkommen oder mit meiner späteren Pension zu tun?

Der zweite Bereich, auf den ich noch eingehen möchte, ist die Entwicklung des Personalstands im öffentlichen Dienst. Diese hat der Rechnungshof auch dargestellt. Da hat der Bund mit einigen Einschränkungen Personal abgebaut, und die Länder und Gemeinden haben Personal aufgestockt.

Aber bevor jetzt hier das übliche Länder-Bashing beginnt, sollte man sich korrekter­weise fragen, wie sich diese Erhöhungen ergeben. Ich kann Ihnen aus Oberösterreich berichten: In den letzten fünf Jahren wurden im Verwaltungsbereich 650 Stellen einge­spart, dafür wurde aber in anderen Bereichen Personal aufgenommen. Das sind die Bereiche Pflege, Jugendwohlfahrt, Kinderbetreuung – also Bereiche, die gesellschafts­politisch entweder brisant sind und mehr Personal brauchen, wie beispielsweise Jugendwohlfahrt oder Pflegeheime, oder die gesellschaftspolitisch erwünscht sind, wie beispielsweise die Kinderbetreuung.

Zusammenfassend halte ich es also für einen schlechten Stil, einerseits Aufgaben, die Länder und Gemeinden haben, auszubauen, dann aber dieselben Länder und Gemein­den dafür zu geißeln, dass sie für diese Aufgaben, die wir von ihnen verlangen, auch mehr Personal brauchen.

Dem Rechnungshof abschließend ein Dankeschön für diesen differenzierten und sehr aufschlussreichen Bericht. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abg. Yilmaz.)

23.16

23.16.10

 


Präsidentin Doris Bures: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Antrag des Rechnungshofausschusses, den vorliegenden Bericht III-124 der Beilagen zur Kenntnis zu nehmen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für dessen Kenntnisnahme eintreten, um ein Zeichen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

 


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