Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll70. Sitzung / Seite 70

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Tod eines Kindes ist etwas, was sich wahrscheinlich keiner von uns vorstellen möchte, aber ich halte eine Vermischung dieser beiden Thematiken nicht für sinnvoll. Ich habe mir Ihren Antrag durchgelesen. Wir werden dem in dieser Form nicht unsere Zustim­mung geben, zumal ich keine Ungleichbehandlung sehe, denn es macht wohl einen Unterschied, ob ich unmittelbar nach der Geburt ein Kind verliere, eben eine stille Ge­burt habe, oder ob das, sage ich jetzt einmal, bei einem zehnjährigen Kind geschieht.

Es macht vielleicht für die Psyche keinen Unterschied, wohl aber einen körperlichen Unterschied. Wir werden Ihrem Antrag daher keine Zustimmung geben, wiewohl ich Ihre Intention positiv sehe. Ich glaube, dass man sehr viel mehr an rechtlicher Absi­cherung machen muss, denn bei den Beispielen, die Sie gebracht haben – dass zum Beispiel Handelsangestellte beim Tode eines Kindes einen Arbeitstag frei bekommen, das ist eine Verhöhnung –, da bin ich wohl bei Ihnen, da gehört mit Sicherheit mehr getan. Aber in dieser Form werden wir die Zustimmung nicht geben. (Beifall bei der FPÖ sowie der Abgeordneten Königsberger-Ludwig und Loacker.)

12.02


Präsident Karlheinz Kopf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Franz. – Bitte.

 


12.02.41

Abgeordneter Dr. Marcus Franz (STRONACH): Wertes Präsidium! Hohes Haus! Ich darf mit einem Zitat aus der Antike beginnen, von Euripides: „Läßt für die Sterblichen größeres Leid je sich erdenken, als sterben zu sehen die Kinder?“

Dieser Satz drückt schon alles aus, worum es heute bei dieser Thematik geht.

Ich denke, der Tod von Kindern, seien es neugeborene Kinder, sei es eine Totgeburt, sei es ein zehnjähriges Kind, sei es ein sechs Monate altes Baby, ist immer ein extrem schreckliches Ereignis. Ich bin nicht Ihrer Meinung, dass das unterschiedlich zu bewer­ten ist, und wenn, dann nur hinsichtlich der emotionalen Qualität der Verbindung zwi­schen Vater, Mutter und Kind, denn je größer ein Kind ist, desto mehr Emotionalität ist da. Das Todesereignis rund um die Geburt oder auch vor der Geburt ist ja mit weniger Emotionalität und weniger Bezug zum Kind verbunden als ein späterer Kindstod.

Ich sehe da eine große Problematik im Umgang mit der Trauer, wie wir sie heute pfle­gen. Wir reden immer von der Kälte, die die Gesellschaft durchdringt, von der sozialen Kälte, geben aber den archaischen, urtümlichen Gefühlen viel zu wenig Raum. Sie ha­ben das Beispiel schon zitiert, dass man laut Kollektivvertrag nur einen Tag frei be­kommt. „Frei bekommen“, das ist überhaupt ein komischer Ausdruck für einen Trau­ertag. Einen Trauertag nach dem Tod eines Kindes halte ich für völlig inadäquat. Wir haben früher vom Trauerjahr gesprochen und reden heute noch immer davon. Ich den­ke, man muss als Mutter und als Vater nicht ein Jahr trauern und nicht in die Arbeit ge­hen, aber das sind ganz wichtige Punkte, denen wir uns auch gerade in einer Zeit widmen müssen, in der die Emotionalität auf der Abschussliste steht und verloren geht, wo wir alle nur mehr von Not, Armut et cetera sprechen.

Es ist auch eine extreme emotionale Armut zu beobachten, und gerade in diesem Be­reich steht es Politikern gut an, mehr zu tun, um zum Beispiel auch die kollektivver­tragliche Situation für Eltern, deren Kindern etwas zugestoßen ist – ein tödlicher Unfall zum Beispiel, wenn das Kind zu Tode gekommen ist –, zu verbessern und für diese bedauernswerten Menschen etwas zu tun. (Beifall beim Team Stronach.)

Daher gestehe ich dem Abgeordneten Loacker zu, dass er meine Anregungen aus der Debatte im Gesundheitsausschuss aufgenommen hat und sich ein bisschen besser über die unterschiedlichen Definitionen von Abort, Frühabort, Spätabort, Totgeburt et cetera informiert hat. Da werden Menschen in Klassen eingeteilt, nämlich zum Teil


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