Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll75. Sitzung / Seite 251

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Jetzt wird wieder über zwei Stunden mehr diskutiert. Ich glaube, diese Zwei-Stunden-Diskussion taucht alle zwei Jahre auf, so wie das Ungeheuer von Loch Ness im Som­mer immer wieder auftaucht, und sie führt zu nichts. Diese Diskussion diskreditiert le­diglich die Lehrerinnen und Lehrer. Immer wieder kommt dadurch auch die sogenannte „Faule-Säcke“-Diskussion wieder auf – das ist ein Zitat des damaligen deutschen Bun­deskanzlers Schröder, der Lehrer und Lehrerinnen in dieser Form disqualifiziert hat.

Wir müssen von einer solchen Diskussion wegkommen. Wir schlagen ein Jahresnorm­modell vor, eine Jahresarbeitszeit, die klar regelt, wann und wie viel Lehrerinnen und Lehrer zu arbeiten haben. Das hätte den großen Vorteil, dass die Lehrerinnen und Leh­rer auch automatisch länger in der Schule sind.

Wir wollen auch einen deutlich flexibleren Einsatz von Lehrerinnen und Lehrern an Schu­len ermöglichen. Gegenwärtig ist es ja kaum möglich, von einer Woche auf die andere schnell eine Veränderung vorzunehmen. Das ist aber an Schulen sehr häufig erforder­lich – Stichwort „Projektunterricht“, Stichwort „Wien-Woche“, „Skikurse“ oder anderes mehr.

Ich glaube, wir wären gut beraten, diesen flexiblen Einsatz von Lehrerinnen und Leh­rern an Schulen zu ermöglichen. So ein Modell hätte auch den Vorteil, dass man schul­spezifisch besondere Belastungen entsprechend berücksichtigen könnte. Ich denke da­bei etwa an prüfungsintensive Zeiten, in denen eben nicht alle Lehrerinnen und Lehrer gleich belastet sind.

Ich denke auch daran, dass wir Aufstiegsmöglichkeiten für Lehrkräfte schaffen würden, also beispielsweise Teamkoordination, jemand, der an einer Schule die Sprachen koor­diniert, jemand, der die Unterstufe koordiniert, der ein Fachvorstand ist, was auch im­mer. All diese Möglichkeiten bestehen derzeit nicht. Derzeit sind wir darauf angewie­sen, die vom Bund vorgegebenen Möglichkeiten auszuschöpfen.

So ist beispielsweise eine Deutschstunde 1,167 wert, unabhängig davon, ob in der Klas­se 10 Schülerinnen und Schüler drinnen sitzen oder 30 oder noch mehr. Das ist nicht gerecht, und das wird auch an den Schulen nicht als gerecht empfunden. Wir haben daher diesbezüglich deutlichen Handlungsbedarf. (Beifall bei den Grünen.)

Das damals beschlossene Modell hat noch einen anderen Nachteil: Es benachteiligt genau jene Lehrerinnen und Lehrer, die wir besonders unterstützen sollten, nämlich bei­spielsweise die Lehrkräfte an Volksschulen, die durch das damals beschlossene Mo­dell deutlich benachteiligt sind und weniger verdienen als ihre KollegInnen an den mitt­leren und höheren Schulen.

Lassen Sie mich abschließend noch ein Wort zum Entschließungsantrag der NEOS sagen. Wir werden ihn unterstützen, er geht in dieselbe Richtung, in die wir auch wol­len. Es gibt im Detail, vor allem in der Begründung, ein bisschen Diskussionsbedarf – das würde ich dann mit dem Matthias Strolz bei einem Kaffee vielleicht erörtern. Aber der Antrag selbst ist für uns in Ordnung, und ich glaube, wir würden durch so ein Mo­dell ebenfalls einen Schritt weiterkommen.

Diskutieren müssen wir so oder so, also packen wir die große Lösung an, statt wieder am alten Modell herumzupfuschen! Meine Bitte an die ÖVP: Erfüllen Sie doch dem ehe­maligen Präsidenten Fritz Neugebauer jenen Wunsch, den er in seiner letzten Rede geäußert hat! – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Strolz.)

21.05


Präsidentin Doris Bures: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Au­bauer. – Bitte.

 


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