Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll79. Sitzung / Seite 164

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den Tisch legen können, denn das, was hier zugemutet und gefordert und dort eben auch schon umgesetzt wird, ist wirklich haarsträubend. Das darf bei uns sicher nicht um­gesetzt werden! (Beifall beim Team Stronach.)

16.36


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Klubobmann Dr. Strolz. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


16.36.17

Abgeordneter Mag. Dr. Matthias Strolz (NEOS): Frau Präsidentin! Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Bürgerinnen und Bürger! Liebe Schülerinnen und Schüler, falls ihr hier zuschaut, jetzt oder im Nachhinein auf YouTube! Es geht hier um die Debatte eines Rechnungshofberichtes zum Thema Integration im weitesten Sinne. Es geht um Schüler mit Migrationshintergrund. Diese Schüler machen in städti­schen Gebieten – Beispiel: Wien – mittlerweile die Hälfte der Schülerinnen und Schüler insgesamt aus. Das heißt, es ist eine riesige Aufgabenstellung, die die Republik Öster­reich hat.

Wir NEOS haben da eine ganz klare Sicht. Manche sagen ja: Kümmern wir uns um unsere Kinder, und schauen wir, dass wir das andere Problem loswerden. – Diese Kinder sind unsere Kinder! Sie werden die Pensionen der Zukunft zahlen, und sie werden die Sozialsysteme der Zukunft finanzieren. Es ist unendlich wichtig, dass diese Kinder, die unser Schatz sind, in die Entfaltung kommen – und das gelingt uns nicht gut genug! 20 Prozent können nicht gerade lesen mit 15, denen drücken wir mit 15 ei­nen Stempel aufs Hirn: Dauerkunde Arbeitsmarktservice! Das ist deren Destination für den Rest des Lebens.

Der Rechnungshof greift sehr präzise in diese Wunde hinein, indem er auflistet: Wie kann es dazu kommen? – Denn in dieser Gruppe derjenigen, die nicht gerade lesen können mit 15 – viele davon auch nicht gerade rechnen –, sind besonders viele mit Mi­grationshintergrund. Ich teile nicht die Arbeitshypothese des österreichischen Bildungs­systems, dass Ausländerkinder doppelt so deppert sind wie Inländerkinder. Das ist näm­lich offensichtlich die Arbeitshypothese des österreichischen Bildungssystems, denn das sagt die Statistik seit Jahren – und es wird nichts daran geändert. Sie sind in berufsbil­denden und allgemeinbildenden höheren Schulen doppelt unterrepräsentiert im Ver­gleich zu Sonderschulen. Wir sammeln also Migrantenkinder sehr verlässlich seit Jah­ren und Jahrzehnten in Sonderschulen.

Das hat natürlich damit zu tun, dass sie oft nicht gut genug Deutsch können, und des­wegen muss es unser Anliegen sein, dass alle Kinder ordentlich Deutsch können! Wir haben zunehmend auch bei den autochthonen Österreicherinnen und Österreichern das Problem, dass sie nicht ordentlich Deutsch können. Der Schlüssel ist natürlich auch bei Ausländerkindern beziehungsweise Kindern mit Migrationshintergrund die Mutter­sprache, weil ich Deutsch dann auch besonders entfalten werde, wenn ich meine Mut­tersprache ordentlich beherrsche.

Da müssen wir investieren, und zwar zielorientiert investieren. Der Rechnungshof sagt, es gibt keine klaren Zielvorgaben, es gibt auch keine klaren Zahlen, es fehlt schlicht­weg das Qualitätsmanagement. Beim Ministerium und im Wiener Stadtschulrat können Zahlen weder über den Personaleinsatz noch über die Ausgaben für die Jahre 2006/07 bis 2010/11 angegeben werden. Das heißt, wir geben zwar Geld aus, sind aber im völ­ligen Blindflug unterwegs.

Deswegen erreichen wir auch die Ziele nicht, weil wir sie nicht einmal ordentlich for­muliert haben. Das Ergebnis ist dann, dass wir ein Fünftel der Jugendlichen haben – leider besonders viele Kinder mit Migrationshintergrund –, die nicht ordentlich lesen kön­nen, nicht ordentlich schreiben können. Sie werden sich ganz schwer damit tun, ein Ei-


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