Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll81. Sitzung / Seite 111

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Gerade in den Ländern und Staaten mit hoher Jugendarbeitslosigkeit wird Österreich wegen seiner Lehrlingsausbildung beneidet. Seien wir uns dieser Stärke bewusst, auf die man weiter aufbauen kann! Das ist wohl die wichtigste Voraussetzung für ein hohes Beschäftigungsniveau in unserem Land, für die Spitzenstellung der österreichischen Wirtschaft in Europa auch in Zukunft.

Sehr viele, sehr gute Beispiele in allen Regionen der Republik in den unterschied­lichsten Branchen zeigen eindrucksvoll: Die österreichischen Lehrberufe verdienen mehr öffentliche Beachtung, Anerkennung und Wertschätzung im Inland, nämlich in so hohem Ausmaß, wie das im Ausland der Fall ist. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

14.18


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Themessl. – Bitte.

 


14.18.54

Abgeordneter Bernhard Themessl (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Werte Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundesminister, an und für sich wären die Zielsetzungen dieses neuen Berufsausbildungsgesetzes ja soweit okay, wir könnten sie zur Gänze so unterschreiben und mittragen, nur die Art und Weise, wie Sie diese Ziele erreichen wollen, ist grundlegend falsch.

Ich sage Ihnen jetzt auch, warum. Sie wissen ja nicht erst seit gestern, dass die Anzahl der betrieblichen Lehrausbildungsplätze zurückgegangen ist. Sie wissen nicht erst seit gestern, dass wir im Laufe der letzten Jahre, seit 2008, seit der Abschaffung des Blum-Bonus, über 10 000 betriebliche Lehrausbildungsplätze, also Betriebe verloren haben, die überhaupt bereit waren, Lehrlinge auszubilden.

Wir haben im Moment noch zirka 30 000 Betriebe in Österreich, die Lehrlinge aus­bilden. Die Anzahl der betrieblichen Lehrausbildungsabgänger wird in den nächsten drei Jahren 30 000 Jugendliche betragen. Das ist mit der demografischen Entwicklung überhaupt nicht zu erklären, Herr Bundesminister, und das wissen Sie.

Was Sie hier mit Ihren Vorhaben planen, ist nichts anderes, als noch mehr den Staat und die Sozialpartnerschaft sowohl mit der Qualitätssicherung, mit der Qualitätsüber-prüfung als auch mit der Ausbildung zu betrauen. Sie wissen ganz genau, dass die duale Lehrausbildung als das Erfolgsmodell, wie wir es seit vielen Jahren verkaufen und worum uns viele andere europäische Länder beneiden, nur dann funktionieren kann, wenn es wirklich eine duale Ausbildung ist, das heißt also, die Ausbildung in der Praxis im Betrieb und begleitend in der Schule, und nicht in ÜLA und anderen solchen Einrichtungen, die eine ziemlich hohe Drop-out-Quote haben, die ineffizient und viel zu teuer sind. Das bestätigt Ihnen die Arbeiterkammer, die Industriellenvereinigung und etliche andere Vereinigungen mehr.

Es müsste Ihnen doch zu denken geben, wenn Sie die Zahlen aus dem Jahr 2014 anschauen würden: Im Jahr 2014 gab es zum Beispiel in Vorarlberg 4 302 15-jährige Schulabgänger. Davon haben 2 026 eine betriebliche Lehrausbildung begonnen, das sind immerhin 46,9 Prozent. Wenn sie dagegen Wien anschauen, gab es im Jahr 2014 15 500 15-jährige Schulabgänger, und davon haben 4 039 eine betriebliche Lehre begonnen. Das sind gerade einmal 26,1 Prozent. In Niederösterreich ist es noch drastischer: Da haben von 16 780 15-jährigen Schulabgängern 4 162 eine betriebliche Lehre begonnen. Das sind sage und schreibe 24,8 Prozent der 15-Jährigen, die eine betriebliche Lehre absolviert haben.

Herr Bundesminister, jetzt spricht nicht nur die Industrie seit Jahren von einem Fach­kräftemangel, nein, das geht hinunter bis zu den Kleinstbetrieben. Sie wissen ganz genau, dass heute ein Schlossereibetrieb, eine Schreinerei oder eine Tischlerei mit vier


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