Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll86. Sitzung / Seite 103

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Auf der anderen Seite werden jedes Jahr 120 Millionen € – ich gebe nur Zahlen an – für Privatnachhilfe ausgegeben, weil die Prüfungen sonst offensichtlich nicht mehr ge­schafft werden und das in der Schule sozusagen nicht mehr geht. In Österreich gehen nur 8 Prozent der Kinder, deren Eltern einen Pflichtschulabschluss haben, hinterher auf die Uni. Auf der anderen Seite machen nur 6 Prozent der Kinder aus Akademikerhaus­halten eine Lehre. Also man hat da überhaupt keine Durchdringung.

Was ich mir erträume, ist – und ich glaube, es ist die Sozialdemokratie, die davon träu­men sollte –, dass jedes Kind in Österreich wirklich die Möglichkeit hat, etwas anderes zu machen als die eigenen Eltern. (Beifall bei den Grünen.) Und ich finde, da müssen wir hin. Aber es wird momentan nur schlimmer, denn wir haben eher eine auseinander­klaffende Bildungssegregation. (Abg. Peter Wurm: Und wer ist schuld daran?)

Es sind übrigens, liebe FPÖ, 1 500 Jugendliche momentan in Traiskirchen, die seit Mo­naten keine Möglichkeit haben, zum Beispiel einen Deutschkurs zu machen. Ich selbst habe mit diesen Jugendlichen schon geredet. Auch sie sind Teil des österreichischen Bildungssystems, dürfen aber keinen Deutschkurs machen, stehen wirklich nur da und können warten. Und das ist auch eine Frechheit und momentan auch kein guter Weg des österreichischen Bildungssystems.

Außerdem wird, Frau Kollegin Himmelbauer, die erwähnte Digitalisierung auf uns zu­kommen. Das kann bedeuten – und da gibt es einige Studien dazu –, dass wahr­scheinlich 50 Prozent der Jobs, die wir bisher sozusagen gekannt haben, wegfallen kön­nen und dass wir intensiv – das sagen alle Studien, es gibt keine einzige Studie, die et­was anderes sagt – in den Bildungssektor investieren müssen. Aber das, was momen­tan sozusagen geschieht, ist, dass zum Beispiel 300 Millionen im Bildungssystem feh­len – 300 Millionen! – und man nicht weiß, wie dieses Geld im Budget aufgebracht wer­den soll. Es ist nicht die Frau Ministerin dafür verantwortlich, sondern insgesamt die Bundesregierung unter ÖVP und SPÖ. Sie sind wirklich dafür verantwortlich, dass das Bildungssystem eigentlich unterfinanziert ist.

Auf der anderen Seite – ich will nur noch eine Zahl nennen – verteilen wir hier im Par­lament als Vertreter der Bundesrepublik Österreich jedes Jahr 160 Milliarden €. Jedes Jahr! Ich finde, es kann nicht sein, dass wir für das Bildungssystem, für das jeder Euro extrem viel wert ist und welches den Kern des Arbeitsmarktes, unserer Demokratie und der künftigen Wirtschaft darstellt, überhaupt kein Geld haben, aber für die Hypo auf der anderen Seite 14 Milliarden € sofort lockergemacht werden.

Jetzt noch die allerletzte Zahl: Die SPÖ, Herr Mayer, hat in ihrem letzten Wahlpro­gramm auf 70 Seiten hundertmal das Wort „Bildung“ erwähnt, die ÖVP hat – das habe ich nachgezählt – auf 40 Seiten 69 Mal das Wort „Bildung“ erwähnt. Also das sind ein­mal die Hard Facts an Zahlen, und ich finde, es gibt nichts Teureres als nicht in Bildung zu investieren.

Das heißt, bitte ändern Sie da Ihren Kurs! Wir brauchen wirklich eine Bildungsrevo­lution und mehr Investitionen in die Bildung. Bitte, sehr geehrte Regierung, das, finde ich, könnten wir schon einmal hinkriegen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.).

14.01


Präsident Ing. Norbert Hofer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Huainigg. – Bitte.

 


14.01.37

Abgeordneter Dr. Franz-Joseph Huainigg (ÖVP): Herr Präsident! Frau Ministerin! Ho­hes Haus! Wir unterstützen die Umbenennung der Sonderschulen für Schwerstbehin­derte in „Schulen für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf“, da die Bezeichnung „schwerst­behinderte Kinder“ nicht mehr zeitgemäß ist und auch eine Diskriminierung darstellt.

Wir müssen aber auch generell darauf achten, welche Begriffe wir verwenden. Denn wenn zum Beispiel Kollege Walser von „Kindern mit Defiziten“ spricht, dann ist es auch


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