Nationalrat, XXV.GPStenographisches Protokoll94. Sitzung / Seite 55

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folgen können noch überhaupt etwas mitbekommen. Das macht doch keinen Sinn! Das würde ein Direktor vor Ort nicht machen. Der würde sagen: Okay, hier sind fünf Flücht­lingskinder, jetzt mache ich eine eigene Klasse oder fasse sie vielleicht mit Flücht­lingskindern aus anderen Schulen zusammen, sodass wir auf 10, 15 Kinder kommen, dass das auch Sinn macht, und dann wird einmal Deutsch gelernt, bis sie dem Re­gelunterricht folgen können! – Das sagt einem doch der Hausverstand. Das machen Sie ja auch in Ihrer Neuen Mittelschule, wo Sie mit Ihren ideologischen Phantasien alle in eine Klasse pferchen und hoffen, dass das funktioniert, wenn Sie mit der Klasse auf Schiurlaub fahren: Das Erste, was Sie machen, ist, Sie teilen die Kinder am ersten Tag in Leistungsgruppen ein, damit jene, die Stemmpflug fahren, nicht mit jenen, die schon perfekt Rennen fahren können, mitfahren müssen und mitlernen müssen, denn das funktioniert nicht, denn derjenige, der nicht fahren kann, ist deprimiert, weil er immer alle aufhält, und die, die gut fahren, können auch nichts lernen, weil sie immer auf den warten müssen, der nicht mitkommt.

Das ist Hausverstand, aber diesen Hausverstand bringen Sie nicht mit, wenn es um den Schulbereich geht. (Beifall beim Team Stronach.) Sie bringen den Hausverstand nicht mit, der sagt, dass man so lange separieren muss, bis das Leistungsniveau in et­wa gleich ist. Dann können Sie die Schüler wieder in eine gemeinsame Klasse geben, und dann funktioniert das auch. (Abg. Brosz: Ist das vor der Matura oder nach der Matura?)

Das, was Sie jetzt machen, ist Folgendes: Sie geben Kindern mit Migrationshintergrund nicht einmal eine Chance mitzukommen, weil Sie sie behindern. (Zwischenruf des Abg. Walser.) Sie behindern sie, indem Sie sie in diese Klassen stecken und ihnen nicht die Möglichkeit geben mitzukommen. Welchen Sinn macht es, wenn ein syrisches Kind in der dritten Klasse einer Volksschule sitzt, weder lesen noch schreiben kann und auch nicht die deutsche Sprache beherrscht, einfach überfordert ist mit dem, was dort ge­lehrt wird? Das bringt doch nichts, da sind ja alle nur frustriert.

Sie sagen, dass diese Kinder schon aufholen werden. Das mag sein, aber welchen Preis zahlen alle dafür? – Die Klasse insgesamt zahlt einen Preis dafür, weil man per­manent auf den warten muss, der nicht mitkommt. Der Schüler selbst zahlt einen Preis dafür, weil er deprimiert ist. Er fühlt sich als Aussätziger, als nicht angenommen, weil er eben in den Klassenverband nicht entsprechend integriert werden kann, auch in der Pause aufgrund der Sprachbarriere nicht integriert werden kann. (Abg. Brosz: Sie ha­ben eine Schule besucht?)

Warum macht man nicht, was vernünftig wäre, eine eigene Klasse, damit die Kinder einmal die Sprache lernen? Und dann könnten auch – das werden Sie dann sehen – die Flüchtlingskinder durchaus mithalten, denn die sind ja nicht dumm, die sind eben nur aufgrund der Sprachbarriere behindert. Und deshalb muss man ihnen eine Mög­lichkeit geben mitzuhalten. – Das tun Sie nicht, weil Sie ideologisch verblendet sind.

Deshalb sage ich – ich kann es nicht oft genug sagen –: Politik raus aus der Schule! Die Politik hat in der Schule nichts verloren! Es gibt nichts, was Sie besser wissen als die Lehrer, die Eltern und die Direktoren vor Ort. Deshalb: Politik raus aus der Schule! (Beifall beim Team Stronach.)

13.49


Präsidentin Doris Bures: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Schmid. – Bitte.

 


13.49.21

Abgeordneter Julian Schmid, BA (Grüne): Sehr geehrte Präsidentin! Hohes Haus! Ich möchte ein bisschen grundsätzlicher werden als Herr Lugar, nämlich: Albert Ein­stein hat einmal gesagt: „Jeder ist ein Genie! Aber wenn Du einen Fisch danach beur-


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